Turbo-Missbrauch
07.09.2019
Erfunden wurde der Turbolader bekanntlich bereits 1905 vom Schweizer Alfred Büchi, wobei auch Louis Renault offenbar an ähnlichen Themen forschte. Erste Anwendungen gab es bereits in den Dreissigerjahren bei Diesel-Lastwagen, der erster in Serie gefertigte Personenwagen mit Benzinmotor und Turbolader, der Chevrolet Corvair, entstand aber in den Sechzigerjahren in den Staaten. In Europa galt BMW mit dem 2002 Turbo als Pionier auf der Strasse, das war aber bereits in den Siebzigerjahren.
Und jetzt gibt es also den Porsche Taycan, dessen erste Modellvarianten Taycan Turbo S und Turbo heissen. Moment einmal, der Taycan ist doch ein Elektroauto? Genau. Da fragt man sich schon, was der Turbolader da soll. Der Begriff “Turbo” symbolisiert hier nur noch hohe Leistung.
Schon früher wurde die Bezeichnung “Turbo” gerne dazu benutzt, sich von der Konkurrenz abzusetzen. Mercedes-Benz-Bremsen in den Fünfzigerjahren hatten etwa eine “Turbo-Kühlung”, die Chevrolet Corvette kam 1957 mit dem 4,6 Liter 223 HP Super-Turbo-Fire-V8-Motor daher. Mit einem Turbolader hatte dies freilich in beiden Fällen nichts zu tun.
Und nun ist man offenbar nach den ganzen Turbo-Boomjahren wieder da, wo der Begriff abseits von der Motorentechnik wiederum für mehr Leistung/Performance stehen soll. Schöne neue Welt!