Die Bande der Fridolin-Fälscher – Oder: Verbrechen lohnt sich nicht
30.03.2023
Besonders seltene, begehrte und vor allem teure Ausführungen von Klassikern sind immer wieder Vorlagen von mehr oder weniger gut gemachten Fälschungen. Nachträglich zum Cabriolet aufgeschnittene Mercedes-Heckflossen-Coupés oder mehr überlebende Porsche Carrera RS als je in Zuffenhausen gebaut worden sind, sprechen da eine deutliche Sprache. Aber auch von höchst offizieller Seite werden neuerdings vierrädrige Wertpapiere nachgefertigt, wenn der Bestand an Originalen die Nachfrage nicht mehr zu decken vermag, wie Aston Martin unlängst mit dem DB5 demonstriert hat.
Ich hätte da noch einen weiteren Kandidaten für legalen oder illegalen Nachbau: den VW Fridolin. Glauben Sie nicht? Ich konnte es zuerst auch nicht glauben. Aber nachdem ich in der jüngst erschienenen 2023er-Ausgabe des Preise-Sonderhefts von Oldtimer Markt zunächst meinen eigenen Fuhrparkt taxiert habe und feststellte, dass dessen Wert seit Jahren fröhlich stagniert, schlug ich mir beim ziellosen Umherblättern fast mit der Kinnlade das Knie kaputt. Denn Classic Data nennt 81'000 Euro für den schrulligen Schiebetürlaster mit dem ulkigen Spitznamen – im Zustand Zwei. Perfekte Exemplare sind mit irren 120'000 Euro gelistet.
Gut, das ist zwar nur halb so viel wie für Hebmüller-Cabrio und 23-Fenster-Bus anzulegen sind. Aber angesichts des Umstands, dass der offiziell Typ 147 genannte Postlaster vor einigen Jahren noch für vierstellige Euro-Beträge zu haben war, fragt man sich schon, warum in den Hinterhöfen dieser Welt nicht schon längst reihenweise luftgekühlte Allerwelts-VWs geschlachtet werden, um sie renditestark zu Fridolins zusammenzufügen. Vielleicht weil man mit Käfer, Karmann-Ghia, Transporter und Typ 3 vier verschiedene Organspender braucht, um einen einzigen Typ 147 zu erhalten. Nach schnellem Geld sieht das nicht aus.
Dass VW die alten Fridolin-Presswerkzeuge wieder vom Dachboden holt, ist allerdings auch eher unwahrscheinlich. Schliesslich hat der Typ 147 weder Rennsport- noch Filmgeschichte geschrieben. Die Bande der Fridolin-Fälscher wird wohl klein bleiben.