Schnell ist vergessen, wie früher Fotos entstanden, als die Digitalkamera noch nicht erfunden war. Vor 30 Jahren, das ist also gar noch nicht lange her, fotografierte der ambitionierte Amateur mit (analogen) Kleinbild- oder Mittelformatkameras, nutzte Farb-, Dia- oder wie für das oben abgebildete Alfasud-Ti-Foto Schwarzweiss-Filme unterschiedlicher Empfindlichkeiten. Waren für Bilder im Kasten, im hier vorliegenden Falle handelte es sich beim “Kasten” um eine Nikon FM, und war der Ilford- oder Kodak-Film, der 24 oder 36 Aufnahmen umfasste, fertiggestellt, konnte er der Kamera entnommen und entwickelt werden.
Dazu wurde der Film bei Dunkelheit der Metallkapsel entnommen - die Kapsel liess sich dazu öffnen - und auf eine Spirale aufgespult und in eine Entwicklungsdose - von Jobo - gesteckt. Nach akribisch eingehaltener Vorschrift wurden nun zuerst eine Entwicklerflüssigkeit beigegeben und die Dose sorgsam bewegt. Nach Ablauf der vorgegebenen Zeit wurde der Entwickler entfernt, zwischengespült und danach fixiert, dann nochmals gespült und der gut einen Meter lange Film war, wenn kein Licht dazugekommen war, nichts verklebte und auch sonst kein Malheur passierte, fertig entwickelt und konnte zum Trocknen aufgehängt werden.
Damit hatte man nach rund 30-40 Minuten ein, respektive 36 Negative.
Wenn der Film trocken war, konnte man beginnen, Papierabzüge zu erzeugen. Dazu legte man das Negativ in den Vergrösserungsapparat, der das Bild auf den Tisch projizierte. Gängige Geräte kamen von Durst oder Jobo, im hier gezeigten Beispiel war es aber ein preisgünstiger Opemus-4.
Ausschnitt und Schärfe wurden sorgsam eingestellt und dann konnte im Halbdunkel, als Licht war nur eine rötlich-orange Birne erlaubt, ein Stück Fotopapier unter den Vergrösserungsapparat gelegt werden. Dieses wurde nun einige Sekunden belichtet und danach durch eine Serie von Bädern - Entwickler, Stoppbad, Fixierer - geführt.
Am spannendsten dabei war, wenn sich das Bild im Entwicklerbad erschien und konkretisierte. Durch längeres oder kürzeres Baden im Entwicklertank konnte das Ergebnis noch beeinflusst werden. Das Bild konnte zudem durch die Nutzung unterschiedlicher Gradationen (Härtegrade) beim Papier, durch Abwedeln und Nachbelichten, sowie natürlich durch Verlängerung/Verkürzung der Belichtungszeit zusätzlich den Zielvorstellungen angepasst werden.
Gut und gerne 5 bis 15 Minuten dauerte es, eine schöne Schwarz-Weiss-Vergrösserung zu erstellen, die dann aber im Prinzip auch ein Unikat war.
Seit der ursprünglichen Aufnahme waren vielleicht ein paar Tage, vielleicht auch bereits ein paar Wochen vergangen. Natürlich konnte man sich die ganze Arbeit von einem professionellen Labor abnehmen lassen, aber dann waren die ganzen spezifischen Veränderungen am Ergebnis nicht möglich. Und auch das Entwicklungserlebnis (s.o.) blieb aus.
Gut verarbeitete Vergrösserungen halten, wenn sorgfältig gelagert, Jahrzehnte, ja vielleicht sogar Jahrhunderte lange. Ob man hingegen die heutigen Digitalbilder in 50 Jahren noch “lesen” kann, muss sich erst noch weisen.