Rimini ist immer eine Reise wert …
20.05.2022
Rimini und die umliegenden Städte und Städtchen an der Adria gehörten in den Sechziger- und Siebzigerjahren zu den beliebtesten Urlaubsziele von Deutschen, Schweizer und Österreichern. Das Meer war Symbol einer grossen Freiheit und das Gefühl, über einen Sandstrand ins Meer zu laufen, dabei an einem Eis oder einem Kokosnuss-Segment zu lutschen, gehörte zum Erstrebenswertesten, was sich damals Jung und Alt vorstellen konnten.
Seither ist viel Zeit vergangen und tatsächlich jährte sich mein letzter Besuch in Rimini und Umgebung wohl zu vierzigsten Mal, bis ich die Stadt im Osten der Emilia Romagna vor einigen Wochen wieder ansteuerte.
Während mich damals als Jugendlicher nur das salzhaltige Wasser und allenfalls ein Gang in die frühen Spielsalons mit noch analogen Autorennspielen interessierten, erfreute ich mich dieses Mal auch am reichhaltigen kulturellen Erbe der Adria-Stadt. Rimini gehört zu den ältesten Städten Italiens und verfügt über eine sehenswerte historische Altstadt, die allerdings etwa abseits vom Meer liegt. Dort trifft man dann fast so häufig auf Fellini (man beachte seiten Hut auf dem Bild oben) wie auf einen der vielen Lancia Ypsilon oder die verschiedensten Varianten des Fiat Panda. Kleine Autos machen gerade in den winkligen italienischen Gässchen viel Sinn, mit SUVs macht man sich dort keine Freunde.
Aber zurück zu Fellini, der 1920 in Rimini auf die Welt kam und sich bekanntlich zu einem der berühmtesten Regisseure entwickelte. Sein auch international bekannter Film “Amarcord” spielt denn auch in Rimini, allerdings wurden die meisten Szenen in Rom gedreht und dafür ein Abbild von Rimini in Cinecittà aufgebaut. Unter anderem kommt in diesem Film auch die “Mille Miglia” vor, welche Fellini über die uralte Tiberius-Brücke fahren lässt, die, begonnen durch Augustus knapp nach Christi Geburt unter Tiberius fertiggestellt worden war. Viel sieht man von der Brücke im Film allerdings nicht und auch die gezeigten Autos wirken eher arbiträr ausgewählt, sie sind auch nicht wirklich wichtig im Film.
Rimini war aber auch Austragungsort eines bekannten “Concorso d’Eleganza”, der bis 1973 jeweils auf den Strassen rund um das Grand Hotel Rimini organisiert wurde.
Gezeigt wurde jeweils die zeitgenössischen Neuwagen, präsentiert von Autoherstellern, Vertretern oder Privatleuten. Eine Jury bewertete die Autos entlang von sechs Kriterien – Eleganz der Linie, Harmonie der Farben, Fertigung/Ausstattung, Zugänglichkeit/Beweglichkeit/Geräumigkeit, Sicht nach aussen und Sicherheit des Interieurs – und bestimmte die Sieger in einer Vielzahl von Kategorien.
So wurden 1969 u.a. ein Morris Mini Automatic, ein Renault 6, ein Ford Escort, ein Ford 128, 1 NSU TT, ein Autobianchi A111, ein BMW 1600, ein Fiat 125 Special, ein Peugeot 504, ein NSU Ro 80, ein Citroën DS, ein BMW 2500 und ein BMW 2800 Sieger ihrer Kategorie in der Gruppe 1, in der sich 2- und 4-türige Standardmodelle um einen Preis bewarben. Siegreich waren aber u.a. auch der BMW 2800 Spicup, ein Maserati Ghibli Spider und ein Fiat-Abarth Scorpione sowie viele andere. Auch ein Lamborghini Miura und Deserter VW Dune Buggy gewannen Pokale, genauso wie der Maserati Indy, der einen der Hauptpreise gewann, ein Gesamtsieger wurde nicht erkürt.
Im Juli 1972 erlebte der Concorso in Rimini seine 26. und wohl auch letzte Auflage. Nun gab es ein Gesamtklassement, das ein Fiat 130 3200 Coupé mit 256 Punkten vor dem Alfa Romeo Alfasud (242), dem Fiat 132 S 1800 (241), dem Alfa Romeo Montreal (238) und dem Fiat 132 S 1600 zusammen mit dem Jaguar XJ 6 4.2 (je 233 Punkte) anführte.
Die Schönheitskonkurrenzen in Rimini waren eigentliche Autosalons, auf denen sich das Publikum die Neuheiten und die Gesamtprogramme der verschiedenen Marken zu Gemüte führen konnte.
Diese Zeiten sind vorbei, einen Besuch wert ist die schöne Stadt Rimini allerdings auch heute noch und wer nicht primär an Strand und Bad interessiert ist, dem sei ein Besuch im Frühling empfohlen, denn dann ist alles bedeutend ruhiger in der 150’000-Seelen-Stadt.