Die Rätsel um den Bugatti 32 Aero Tank
28.12.2022
Am 2. Juli 1923 debütierte beim Grand Prix von Tours ein Rennwagen wie von einem andern Stern: Der Bugatti 32 “Tank”. Er war in allem anders als seine Konkurrenten: Er hatte einen Plattformrahmen mit einer sehr geringen Bodenfreiheit. Er war extrem kurz (Radstand 2 m, wie ein Mini von 1959), so dass die Pedale neben dem schlanken 8-Zylinder Reihenmotor zu liegen kamen. Er hatte das Getriebe an der Hinterachse und den Treibstofftank davor. Und die ganze Technik, inklusive der Räder, wurde von einer Vollkarosserie in Form eines Flügelquerschnitts verhüllt.
Den Rennwagen neu erfinden, diesen Traum hatten seither viele Konstrukteure.
Ettore Bugatti war (zusammen mit Gabriel Voisin) der erste, der es 1923 in solcher Konsequenz versuchte. Der Typ 32 ist eine Ikone der Rennwagengeschichte. Und bis heute stellt er uns vor Rätsel.
Zum Beispiel: Er kam bei seinem ersten Rennen auf den dritten Platz und fuhr die schnellste Runde. Aber gleich danach verkaufte Bugatti drei der fünf Wagen (einer wurde bei einem Unfall zerstört und einer blieb im Werk) und setzte ihn nie mehr bei einem Rundstreckenrennen ein. Weshalb?
Der Wagen hat bis heute den Ruf eines Versagers. Dabei hatte er eindeutig Potential. Aber er wurde nicht weiterentwickelt, und sein Nachfolger, der Typ 35, folgte wieder dem konventionellen Konstruktionsschema: Zigarrenform, schmaler Leiterrahmen, grosse Bodenfreiheit.
Vieles über den T32, diesen charismatischen Wagen, ist bis heute ungeklärt. Manches, was bisher über ihn geschrieben wurde, ist fragwürdig oder gar falsch. Kurz, dieser Wagen ist ein Buch wert.
So sehen das jedenfalls der Autor dieser Zeilen und Jean-Philippe Müller, die bereits ein Buch zur Ehrenrettung des Bugatti 251 geschrieben haben ( Link zur Buchbesprechung ).
Die Recherche hat schon begonnen: Zwei Exemplare des Typ 32 sind verschwunden, zwei haben überlebt: Eines steht im “Musée de l’Automobile Mulhouse”. Aber wo ist das andere? Es ist wahrscheinlich der Wagen, der in Tours auf den dritten Platz kam und dann vom tschechischen Bankiers-Paar Junek gekauft wurde. Er wurde in den neunziger Jahren von Diego Ratti, Mitglied des italienischen Bugatti-Clubs, wieder aufgebaut und soll sich heute im Besitz eines “Schweizer Investment-Fonds” befinden. Mehr ist bisher nicht bekannt.
Die Autoren sind dankbar für Hinweise, wo dieser Wagen heute stehen könnte. Sachdienliche Hinweise werden an die Redaktion von Zwischengas erbeten. Sie werden dann entsprechend weitergeleitet.