"Le Mans" in Luzern
30.04.2022
Start war für einmal nicht 16 Uhr, sondern Punkt 18 Uhr, auch nicht in Frankreich, sondern im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern. Das Ziel erreichte man nicht erst nach 24, sondern schon nach nur fünf Stunden, als im i-Max Kino am 7. April 2022 der Film "Le Mans" von und mit Steve McQueen sein Ende fand. Ein Film, der 1971 viele Millionen Dollar verschlungen hatte, aber dann in den Kinos überhaupt keinen Gefallen fand. Ein totaler Flop, wie man so schön sagt.
Aber heute, 51 Jahre später muss man einmal mehr sagen, dass des ein absolutes Kunstwerk ist, vor allem wenn man an Bildern grösseren Gefallen findet als an Dialog oder Handlung, denn gesprochen wird kaum und die Liebesgeschichte ist eine Randerscheinung. Gezeigt wird einzig und allein eine fingierte Dokumentation über ein berühmtes Auto-Rennen.
Auf der riesigen Leinwand des i-Max Kinos aber kommen die satten Car-to-Car Aufnahmen wie Sahnehäubchen daher. Man könnte dem Zweikampf der beiden unglaublich schönen Autos, dem Porsche 917 und dem Ferrari 512, locker 24 Stunden nonstop in ihre Lichter blicken.
Genug geschwärmt, denn schliesslich war auch Prominenz vor Ort. So zeigten sich Walter Brun (Bild oben, Mitte) und Peter Mattli (links), die 1971 mit einem Porsche 907 am Klassiker teilgenommen hatten.
Walti: "Als mich Dr. Helmut Marko mit dem 917K zum ersten Mal überholt hatte, fuhr ich zur Box, weil ich glaubte, dass mein Motor kaputt sei."
Peter Mattli: "Unser Auto lief gut 300 km/h, der Martini 917K von Marko aber lockere 400!"
Die Zeit war anders vor 50 Jahren, das zeigt auch der Film wunderbar auf. Brun: "Damals war es ganz normal, dass ich in meinen Renn-Pausen auch mal nicht nur Wurst mit Kartoffelsalat eingenommen habe, sondern dazu auch noch ein richtiges Bier getrunken habe."
Neel Jani (auf dem Bild zusammen mit dem Le-Mans-Sieger 1971, dem Porsche 917K), seit 2009 in Le Mans am Start, meinte:
"Jacky Ickx sagte mal zu mir: «Le Mans kannst du nicht gewinnen, Le Mans lässt dich gewinnen, wenn es dann auch will!»
2016 gewann ich nach grossem Rückstand, als wir eigentlich gar nicht mehr hätten gewinnen dürfen oder können, aber 2017 schied ich dafür mit Motorschaden (erster Porsche-Motorschaden seit 5 Jahren!) kurz vor Schluss aus, als ich mit meinem Vorsprung eigentlich schon gewonnen hatte. So ist Le Mans!"
Auch Daniel, der Sohn von Herbert Müller, in der Schweiz besser bekannt als “Stumpen-Herbi", war mit von der Partie, immerhin fuhr sein Vater 1971 zusammen mit Richard Attwood im John Wyer Porsche 917 auf den sensationellen 2. Platz.
Beeindruckend aber war nach der Aufführung, wie viele der zahlreich anwesenden Race-Fans gestehen mussten, den Film "Le Mans" zum ersten Mal gesehen zu haben! Hätten sie schon 1971 die Kinos gestürmt, wer weiss, es hätte vielleicht zu einem Oskar gereicht.
Zwei Le Mans-Autos von Porsche sind aktuell im Verkehrshaus Luzern zu bewundern und sie werden vom 27. bis 29. Mai 2022 an der Oldtimermesse Swiss Classic World in Luzern gezeigt werden.