Vergessener Technologieträger aus Japan: Nissan MID 4
14.04.2022
Fünf Jahre vor dem Honda NSX entstand in Japan bereits ein anderer Sportwagen mit V6-Mittelmotor. Im September 1985 präsentierte Nissan auf der IAA in Frankfurt den MID 4, der mit Klappscheinwerfern, langen B-Säulen und knallroter Lackierung unverhohlen Ferrari-Anklänge zeigte, sich technisch aber weit aufwendiger gab. Neben Allradantrieb (MID 4 steht relativ unspektakulär für "Mid-Engine, 4-Wheel Drive") war das Coupé nämlich auch mit geschwindigkeitsabhängiger Allradlenkung ausgestattet, die sowohl das Fahrverhalten bei hohem Tempo als auch die Wendigkeit im Stadtverkehr verbessern sollte. Beide Systeme mit den wunderbaren, für diese Zeit so typisch japanischen Akronymen ATTESA (Advanced Total Traction Engineering System for All-Terrain) und HICAS (High Capacity Actively Controlled Suspension) sollten ab 1989 dem Nissan Skyline GT-R zu seinen überragenden Fahrleistungen verhelfen.
Der Motor gab sich vergleichsweise zahm. Der Dreiliter-V6 stammte aus dem Nissan 300 ZX, leistete aber dank doppelter Anzahl Ventile und Nockenwellen 230 statt 170 PS bei 6000 Umdrehungen. Das soll laut Nissan genug für 260 km/h und den europäischen Standard-Sprint in 6,1 Sekunden gewesen sein. Nachprüfen konnten Kunden das leider nie, denn der Technologieträger blieb ein Einzelstück.
Nur Kinder konnten sich Ende der Achtziger über einen Nissan MID 4 in der Garage freuen, denn Maisto brachte den Flitzer immerhin im Massstab 1:64 auf den Markt. Zumindest in Europa dürften nur die wenigsten "Fahrer" gewusst haben, was dieser Sportwagen mit diesem eigenartigen Muster auf Dach und Vorderwagen, das ein wenig an die kubanische Flagge erinnert, darstellen sollte. Das Ding war rot und hatte einen Mittelmotor. Wahrscheinlich war er für die meisten einfach ein Ferrari. Es gibt schlechtere Assoziationen.