Sind Traumwagen noch Traumwagen?
20.04.2022
Als wir jung waren, wir heute 50- oder 60-Jährigen, da war ein Ferrari 512 BB oder ein Lamborghini Countach ein Traumwagen, ja selbst der Porsche 911 Turbo gehörte in diese Liga. Dies waren damals mit die teuersten Autos, die man Ende der Siebziger- oder anfangs der Achtzigerjahre kaufen konnte, aber es waren auch Sportwagen, die im Alltag einsetzbar waren, wenn man denn bereit war dazu. Den einen oder anderen dieser Traumwagen konnten wir uns später gebraucht sogar selber leisten und fuhren ihn eine Weile flott und durchaus an der Grenze dessen, was das Auto leisten konnte. So erinnere ich mich an eine Fahrt im Ferrari 512 BB auf italienischen Autobahnen im Konvoi mit anderen roten Sportwagen, ganz links und volle Pulle. Das ging damals noch und man kam dafür auch nicht ins Gefängnis.
Heute sieht die Situation komplett anders aus. An die Stelle von sechsstellig teuren Porsche, Lamborghini oder Ferrari sind Sportwagen getreten mit einem siebenstelligen Preisschild. Sie leisten 800, 1000, 1500 oder gar 2000 PS und haben fast jegliche Alltagstauglichkeit hinter sich gelassen. Gleichzeitig sind die Strassen eher enger und vor allem viel voller geworden. Wo soll man seinen Bugatti Chiron oder McLaren P1 heute noch ausfahren? Und es dürfte kaum ein Zufall sein, dass es kaum einer dieser Sportwagen auf fünfstellige Fahrleistungen (in Kilometern gemessen) bringt.
Solche Autos werden kaum mehr gefahren, denn der Spass dabei scheint von begrenztem Umfang. Ich lasse mir gerne das Gegenteil beweisen, wenn mir jemand einen modernen Bugatti, Pagani oder Koenigsegg mit über 100’000 km auf dem Tacho zeigt. Aber es scheint schon so zu sein, dass die modernen Traumwagen eher für die Sammlung und die intensive Betrachtung in der Garage dienen als für den Genuss auf öffentlichen Strassen.
Kann man davon wirklich noch träumen?