Risiken für (günstige) Klassikerperlen
30.11.2022
Langjährige Zwischengas-Leser können sich vielleicht noch an den Beitrag erinnern, in dem wir den Mini Cooper Clubman (R55) zur Klassikerperle beförderten.
Inzwischen haben wir einige Erfahrungen damit gesammelt und wir sind nicht mehr so optimistisch, dass es viele Exemplare überhaupt bis zum Oldtimeralter schaffen werden.
Bereits im Jahr 2020 schrammte unser Kleiner knapp am wirtschaftlichen Totalschaden vorbei, als die Nockenwellensteuerung ihren Geist aufgab. Das war aber nicht der letzte grössere Schaden, später mussten auch noch der Katalysator gewechselt werden, eine Fahrwerksschraubenfeder brach und eine Lambda-Sonde musste ersetzt werden. Dass auch noch der Schalthebelknopf auseinander fiel, reihen wir eher unter den Kuriositäten ein.
Insgesamt wurde in drei Jahren deutlich mehr für den Unterhalt ausgegeben, als der Wagen gebraucht im Alter von 12 Jahren gekostet hatte. Und dies ist wohl keine Ausnahme. Natürlich könnte man manches auch günstiger reparieren, aber die Vertretung setzte zum Beispiel für einen eventuellen Kupplungsersatz einen Betrag von rund drei Riesen an.
Viele Teile, die eigentlich ein ganzes Autoleben halten müssten, geben schon vergleichsweise früh den Geist auf. Heute kann man die meisten Ersatzteile noch einigermassen gut auftreiben, aber in fünf oder 15 Jahren wird dies immer schwieriger werden, selbst für einen Premium-Mini.
Dies alles bedeutet nicht, dass die Vollkosten für ein derartiges Auto überrissen hoch sind, denn angesichts der Tatsache, dass der Mini nun über 180’000 km auf dem Tacho hat, sind die Unterhaltskosten sogar verschmerzbar, auch weil der Wertverlust ebenfalls gering ist.
Total hat der Mini über 43’800 km inklusive Treibstoffe/Flüssigkeiten/Versicherungen/etc. über CHF 22’000 verschlungen, pro Kilometer also knapp über CHF 0.50. Mit einigen Optimierungen hätte man sicherlich noch einige Rappen pro Kilometer sparen können. Billig ist es trotzdem nicht, Mini zu fahren, aber das weiss man ja heute.
Aber nun zurück zum Thema: Teure Reparaturen und Teile, die zu früh ihren Geist aufgeben, elektronische Komplexität und teilweise schwierige Fehlerdiagnosen machen die lange Phase, bis ein junges Auto zum echten Klassiker und Oldtimer wird, zum Risikotrip. Der fotografierte Mini jedenfalls wird wohl nie ein Oldtimer werden …