Der Hula-Hoop-Reifen im Gesicht
Neue Technik stellt nicht nur die Ingenieure, sondern auch die Journalisten vor eine grosse Herausforderung – weniger konstruktiver als viel mehr deskriptiver Natur. Denn wie beschreibt man dem noch ahnungslosen Leser die Funktionsweise einer neuen Errungenschaft menschlichen Erfindergeistes, sodass er hinterher gut unterhalten und hoffentlich etwas weniger ahnungslos ist? Da ist Kreativität gefragt. Gelegentlich mündet die dann in gepflegtem Stuss wie der Behauptung, dass der Läufer in einem Rotationskolbenmotor "wankelt" – was ihm und seinem Erfinder ja dann auch den Namen gab.
Manchmal ist die simple Erklärung eines komplizierten Sachverhalts hingegen von so treffender Bildhaftigkeit, dass sie beim ersten Lesen verständlich ist – und obendrein ein sehr skurriles Kopfkino anwirft. So beschrieb etwa auto motor und sport die exzentrische Drehbewegung des G-Laders bei seinem Debüt im Polo GT G40 als die eines Hula-Hoop-Reifens, der im Lader-Gehäuse tanzt. Vier Jahre später, zum Serienstart des modellgepflegten Polo G40, entschieden sie sich in Stuttgart dann für eine Umschreibung, die selbst den unsportlichsten Zeitgenossen etwas sagen sollte: "Es ist dieselbe Bewegung, die früh morgens in unser aller Gesichter der Waschlappen vorführt."
Zum Glück hat sich – anders als beim Turbolader – beim G-Lader nie die doppelte Aufladung durchgesetzt. Das wäre auch motorisch kompliziert geworden. Wer hat sich schon je mit einem Hula-Hoop-Reifen das Gesicht gewaschen?