Zuwenig oder zu viele Knöpfe?
Ein Auto der Anfangszeit hatte nur minimale Bedienungselemente und auch bei einem VW Käfer der Sechzigerjahre ist die Anzahl der Knöpfe und Schalter übersichtlich, deren Anordnung aber vielleicht weniger. Doch mit der Zunahme des Komforts und der Elemente, die es zu bedienen gab und gibt, stieg auch die Anzahl der Bedienungselemente, Hebel und Knöpfe im Automobil.
Ein Jaguar XJ40 beispielsweise verfügt über eine eindrückliche Anzahl an Knöpfen, schliesslich wollen Bordcomputer, Heiz- und Klimaanlage, das Radio, der Tempomat und einiges mehr gesteuert werden. Und weil man in jener Ära in der Tendenz die Devise verfolgte, dass pro Funktion ein Knopf nötig ist, resultierten eben einige Dutzend diese Einrichtungen.
So gibt es etwa für jede Abfrage des Reiserechners einen eigenen Knopf (z.b. durchschnittlicher Benzinverbrauch, Geschwindigkeit, Reichweite, etc.). Blind ertasten liessen sich diese Funktionen natürlich kaum, immerhin aber wiesen sie eine klassische Druck-Haptik auf. Nichtsdestortrotz kritisierten Autotester diese Knopfvielfalt des öfteren.
Spulen wir 30 Jahre weiter. In der Neuzeit weisen fast alle modernen Autos riesige Bedienungsfelder auf, die an Tablet-Computer erinnern. Diese sind berührungssensitiv, man bedient sie über Menüs und grafische Symbole, via “wischen” und “drücken”. Die Knopfvielfalt ist darob fast komplett verschwunden, in einem Tesla gibt es praktisch überhaupt keine Knöpfe mehr. Ist das nun besser? Vermutlich nicht. Neuerste Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass Autofahrer bis 16 Sekunden auf dieses Tablet schauen, um beispielsweise die Sitzheizung einzuschalten oder die Temperatureinstellung zu verändern. 16 Sekunden! Das reicht, um eine ganze Allee umzumähen. Kein Wunder braucht es einen Spurassistenten oder Notbremseinrichtungen, denn wenn der Autofahrer nicht auf die Strasse schaut, muss ihm das Auto beim Fahren helfen. Und wer hält schon an der Seite an, um die Temperatur einzuschalten oder den Scheibenwischer zu stoppen? Generell sei das Bedienen eines Tablets im Auto bezüglich Ablenkungsgrad durchaus mit dem Telefonieren ohne Freisprechgarnitur zu vergleichen, letztes allerdings ist auf unseren Strassen verboten.
Die neue Welt im Auto mag trendiger aussehen und viele Möglichkeiten bieten, aber einfacher für den Autofahrer ist sie nicht geworden. Kein Wunder ändern einige Autohersteller bereits wieder ihre Strategie und kehren wenigstens zu ein paar klassischen Knöpfen für grundlegende Funktionen zurück.
Auch früher war nicht alles super, obwohl analog und frei von LCD-Bildschirmen. Als Beispiel mag hier die Mittelkonsole eines Bentley Continental dienen, die mit insgesamt acht Zusatzinstrumenten aufwartet (Tacho und Drehzahlmesser sind vor dem Lenkrad).
Da muss man auch eine Weile hinschauen, bis man sicher ist, dass beispielsweise die Öltemperatur im gewünschten Bereich ist. Aber immerhin fallen diese Anzeigen im schlimmsten Fall nur einzeln aus …