Wie der Weihnachtsmann wieder glücklich wurde
Der Weihnachtsmann war traurig. Die Fahrt mit dem Schlitten machte ihm einfach keinen richtigen Spass mehr. Wie sollte er die Kinder auf der Welt glücklich machen, wenn er selber so unzufrieden war, dachte er sich.
Alles hatte im Sommer angefangen, als ihm sein neuer Schlitten präsentiert wurde. Die Technik macht auch vor fliegenden Schlitten mit Rentieren nicht Halt. Die Steuerung übernahm beim neuen Modell ein Computer, ein Display in Form eines "Tablets" diente zur Geschwindigkeits- und Richtungsvorwahl. Bei den Probefahrten funktionierte die Technik tadellos. Kaum hatte der Weihnachtsmann die Geschwindigkeit vorgegeben, trabten die Rentiere schon im gewünschten Gang davon. Auch die Verzögerung klappte dank der ausgeklügelten Computersteuerung und der Direktübertragung der Signale an die Zugtiere problemlos. Die Techniker versicherten ihm, dass sich die Tiere weniger verausgaben müssten, entsprechend weniger Futter benötigten und auch weniger “Ausstoss” produzieren würden.
Einzig, Spass machte das Ganze dem Weihnachtsmann von Anfang nicht. Ihm fehlte der direkte Kontakt zu den Tieren, das Feedback, wenn sie sich zunächst sträuben wollten, oder die Unruhe, die sie vermittelten, wenn der Weg unsicher zu werden drohte. Es war einfach etwas anderes, seine Rentiere mit Zaumzeug zu steuern als mit einem Computersignal.
Doch niemand wollte auf ihn hören, schliesslich sparte der moderne Ansatz Zeit und mittelfristig konnte sich der Schlitten auf gewissen Fahrten sogar autonom bewegen, womit dem Weihnachtsmann dann mehr Zeit bliebe, hinten auf dem Schlitten die letzten Geschenke fertigzumachen oder “last minute”-Wünsche noch zu berücksichtigen. Die “Kundenzufriedenheit” war schliesslich am wichtigsten.
Und dann kam die Weihnachtszeit, die Kälte und der Schnee. Als der Weihnachtsmann seinen modernen Schlitten beladen hatte und losfahren wollte, da produzierte der Computer eine kryptische Fehlermeldung, die sich etwa so las: “Sensor 0145 not working”. Die ganze Fuhre wollte sich nicht losbewegen, die Tiere wurden ungeduldig. Nichts ging mehr.
Gottseidank hatte der Weihnachtsmann vorgesorgt. Er holte seinen alten Schlitten aus dem Schuppen, spannte die vier Rentiere wie alle Jahre zuvor ein, lud die Geschenkladung um und fuhr, respektive flog los.
Und wie er sich freute. Er spüre seine Tiere wieder, sie folgten direkt auf jeden seiner händischen Impulse, die Haptik stimmte wieder. Und natürlich kamen die Geschenke noch rechtzeitig an. Vielleicht lag der Futterkonsum etwas höher als beim computer-gesteuerten Schlitten, dafür war der altmodische Ansatz temperaturresistent und schaffte deutlich mehr “Fahrfreude”. Und Geschenke einpacken hinten auf einen autonom fliegenden Schlitten wollte der Weihnachtsmann sowieso nicht, da wäre ihm ja nur schlecht geworden.
Wir wünschen allen Lesern ein besinnliches und harmonisches Weihnachtsfest!
P.S. Wenn Sie irgendwelche Parallelen zum Hauptthema unseres diesjährigen Jahresmagazins ausgemacht haben (“Freude am Schalten”), dann ist dies vermutlich kein Zufall …




















