Die Uniformität der Individualität
Ich muss mal wieder von und mit einem alten Film anfangen. Nämlich mit der Szene aus "Das Leben des Brian", in dem der vermeintliche Messias seine Jünger dazu auffordert, ihm nicht zu folgen und ihr eigenes Leben zu leben. Schliesslich seien sie ja alle Individuen. Natürlich stimmen ihm die Anhänger uneingeschränkt zu. Und um das zum Ausdruck zu bringen, rufen sie im Chor: "Ja, wir sind alle völlig verschieden!"
Warum mir die Erinnerung an die britische Bewegtbild-Alternative zum Neuen Testament ausgerechnet bei der diesjährigen Essen Motor Show in den Sinn gekommen ist? Weil das grundlegende Konzept der ausgestellten Autos – obwohl Karosserien und Lackfarben unterschiedlich waren – fast überall das gleiche war. Egal ob rosa Porsche, blauer Nissan oder brauner VW – sie alle folgten demselben simplen Patentrezept: riesige Räder, Reifen im Format 255/Isoband und ein Luftfahrwerk – fertig. Selbst die "lustigen" Aufkleber auf den Scheiben waren an jedem zweiten Auto identisch.
Es ist ein wenig paradox: Jeder scheint sich von der Masse abheben zu wollen – aber auch nicht zu sehr auffallen zu wollen. Sonst halten einen die anderen in dieser Gruppe von Andersartigen noch für andersartig. Und das will ja nun wirklich keiner. Aber wer kann es den reinen Felgenpolierern und Tieferlegern verdenken? Denn es scheint für ungewöhnlichere oder aufwendigere Modifikationen mittlerweile auch die Anerkennung zu fehlen. Es nimmt sich ja kaum noch jemand Zeit, die Autos wirklich zu betrachten. Häufig wird nur im Vorbeigehen ein Handyfoto geschossen, um es danach im Internet zu posten.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich bin kein scheubeklappter Verfechter des Auslieferungszustands. Auch meine Autos – junge wie alte – sind alle ein bisschen modifiziert, damit sie sich von ihren Modellgenossen abheben. Nur sieht man es meist erst auf den zweiten Blick, sodass sie ihre Andersartigkeit nur demjenigen offenbaren, der sich wirklich für sie interessiert. In meinen Augen ist die Kreativität beim optischen Tuning der weit wichtigere Aspekt als die Massentauglichkeit. Vielleicht bin ich aber auch einfach nicht individuell genug.




























