50 Jahre Sport Auto - früher war manches, aber nicht alles besser
20.09.2019
Ein tolles Heft hat die Sport-Auto-Redaktion zum 50. Geburtstag publiziert. Wir gratulieren, zum Heft und zum Geburtstag!
Wie es sich bei Jubiläen/Geburtstagen gehört, schauen die Sport-Auto-Redakteure in die Vergangenheit. Und so ist das besondere Heft ein halbes Oldtimer-/Youngtimer-Magazin geworden. Schön ist es aber auch, dass der Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart geschlagen wird und zwar einerseits, indem alte Geschichten nochmals in Erinnerung gerufen werden, andererseits indem Autos von damals mit heute verglichen werden oder heutige Autotester die Autos von damals fahren.
Als Beispiel möchte ich die Titelgeschichte herausgreifen, den Supertest, der den Porsche 964 RS mit dem aktuellen Porsche 911 S (992) vergleicht. Beim RS handelt es sich um den ersten gebauten 964 RS des Porsche-Museums, der aber mit neuzeitlichen Reifen (Pirelli P Zero Trofeo R N0 der Dimension 205/50 R17 und 255/40 R17) ausgerüstet ist, wie sie Walter Röhrl 2016 testete. Spannend ist es zu lesen, wir sich der aus Oldtimersicht jugendliche Testfahrer an den für ihn uralten Wagen herantastet, was ihm daran gefällt und was ihn irritiert.
Es ist aber auch eindrücklich, den quantitativen Vergleich der beiden Sportwagen mitzuverfolgen. Fast eine Minute nimmt der moderne Porsche dem 964 RS ab auf der Nordschleife. Aus Rennfahrersicht ist das sehr viel, aber es liegen auch fast 30 Jahren zwischen den beiden Autos. Und auf dem Hockenheim-GP-Kurs schrumpft die Differenz auf knapp über 9 Sekunden.
Natürlich hat die Rennstrecken-Performance einiges mit purer Leistung zu tun. Der 964 RS verfügte über 260 PS, der neue über deren 450. Der 964 war zwar leichter (1230 kg, vollgetankt), aber mit fast der doppelten Leistung kann der moderne 911 das mit 1569 kg um gut einen Viertel höhere Leergewicht (vollgetankt) natürlich problemlos kompensieren. Das breitspurige Fahrwerk und eine austarierte Aerodynamik tun ein übriges.
Vielleicht am überraschendsten ist, dass der fast 30 Jahre alte (allerdings modern, aber vergleichsweise schmal bereifte) 964 RS mit 33,3 m nur unwesentlich später zum Stehen kommt als der mit einem sicherlich deutlich feinfühliger agierenden ABS ausgerüstete moderne 911 S (32,7 m). Einmal mehr ist dies auch ein Beleg dafür, dass die Reifentechnik eigentlich mehr Fortschritte gemacht hat als die Fahrwerkstechnik. Aber wir waren ja schon bei unserem Fahrbericht der Cup-Variante, die die Basis für den 964 RS war, begeistert von der Bremsleistung des Autos.
Allein dieser Artikel lohnt den Kauf des Hefts eigentlich schon. Und damit lassen sich schon unzählige Diskussionen anstossen (über die Reifenentwicklung, die Fahrwerksentwicklung, elektrische und elektronische Helferlein, usw.).
Aber es gibt ja noch viel mehr zu geniessen, etwa die Begegnung der heutigen Sport-Auto-Redakteure mit Autos, die sie selbst nie erlebt haben damals, z.B. den VW Golf GTI Mk 1 oder den Ferrari F40.
Spannend ist auch der Tracktest mit vier Alpina-Rennwagen oder die Geschichte zu fünf Rebellen der Vergangenheit, darunter der Mittelmotor-Clio oder der E43 CSL.
Und so sieht das Cover der Ausgabe Sport Auto 10/2019 aus: