70 Jahre AMS - wir gratulieren (auch)!
Ein wirklich eindrückliches Jubiläum feiert die Zeitschrift “Auto Motor und Sport” mit ihrer Ausgabe 14/2016. 70 Jahre sind es her, dass “Das Auto”, der Vorläufer von Auto Motor und Sport zum ersten Mal erschien. Nun, zumindest ungefähr, denn es war im Dezember 1946, als Gründer Paul Pietsch den deutschsprachigen Autointeressierten seine eigene Zeitschrift widmete. 30’000 Exemplare wurden gedruckt. 1951 wurde dann mit “Motor und Sport” fusioniert und ab 1963 hiess die Zeitschrift “auto motor und sport” und dabei blieb es bis heute. Wir können uns noch an die fetten Ausgaben der Siebziger- und Achtzigerjahre erinnern, an die vielen Testberichte, die uns manchmal die Augsbrauen hochziehen liessen. An die Rennberichte und die Sonderreportagen, die uns manchen Abend, manche Wartezeit und manchen Wintertag verkürzten.
Mit 100 Extraseiten blickt die Redaktion auf die letzten 70 Jahre zurück und nimmt uns mit auf Zeitreise und dies zum regulären Preis von EUR 3.90 (wenn man das Heft in Deutschland kauft). Eingeleitet wird die Rückschau mit sieben Autoportraits von Fahrzeugen aus sieben Jahrzehnten - Mercedes-Benz 300 SL, Citroën DS 21 Cabriolet, Porsche 911 SC Targa, Audi Coupé Quattro, Opel Lotus Omega, Ferrari 430 Scuderia und Tesla Model S. Dann aber geht’s ans Eingemachte.
Der BMW M1 tritt nach 37 Jahren nochmals zum kompletten AMS-Test an, wird vermessen und über Testparcours gescheucht. 6,4 Sekunden nimmt sich das Mittelmotor-Coupé für den Sprint von 0 bis 100 km/h, aber fast noch eindrücklicher sind die 38,3 Meter Bremsweg aus 100 km/h. Der Testverbrauch pendelt sich bei 15,7 Liter pro 100 km ein, im “Eco”-Modus sind es 275 km für eine besonders sparsam gefahrene Runde über 275 km. Der M1 erhält fünf Sternchen, natürlich mit einem Zwinkern, aber sehr viel Bewunderung vergeben.
Natürlich schauen die Redakteure auf Testmethoden von gestern zurück, etwa frühen Messungen von Bremswegen oder dem Auslitern von Kofferräumen.
Auch die Fotografen, die die Zeitschriften natürlich massgeblich geprägt haben, werden geehrt, allen voran Julius Weitmann, aber auch Hans-Peter Seufert, Wolfgang Wilhelm, Hans-Dieter Seufert und, neben anderen, unser Daniel Reinhard!
Gefallen hat uns auch die Infografik, die über die letzten 70 Jahre zurückschaut. Hier lernen wir beispielsweise, dass sich die Zahl der Tankstellen in Deutschland von 18’200 (1950) auf 14’531 (2016) reduziert hat. Geht ja noch. Oder dass aus 250’000 Verkehrsunfällen (1950) inzwischen 2’507’881 (2015) wurden, dass dabei aber statt 6314 (1950) nur noch 3475 (2015) Leute starben. Und dies bei einer Personenwagendichte von 45 Millionen (2016) anstatt 700’000 (1950). Eindrücklich!
Mit vier Autovergleichen innerhalb jeweils einer Marke wird die Entwicklungsleistung gewürdigt, da fährt der VW 1200 Export Käfer gegen den VW Golf der Neuzeit, der BMW 2002 wird mit dem modernen Dreier verglichen, der Mercedes /8 mit der aktuellen E-Klasse. Und als Höhepunkt zeigen sich Lamborghini Miura und Aventator (beide in Gelb) zusammen (Bild oben).
Ein ganz besonderes Schmankerl sind die verschiedenen Zubehöre, die auf sechs Seiten zusammengetragen wurde, etwa die Sonnendächer der Achtzigerjahre, der Zigarettenglut-Löscher (1973), der Wackeldackel (1965) oder die ersten Falschenhalter (1964). Ja sogar einen Würstchen-Kocher gab es bereits 1961 und einen Müdigkeitswarner 1968.
Mit Walter Röhrl gehen wir dann noch an die Anfangszeit seiner Karriere zurück und begleiten ihn auf einer Ausfahrt im Ford Capri Rallye. Und natürlich fehlt auch ein Formel-1-Rückblick nicht. Ein Brief an den 2012 verstorbenen Paul Pietsch schliesst den 100-seitigen Sonderteil leider nur allzufrüh ab, wir hätten gerne noch weitergelesen. Wir haben uns aber auch an den schön gemachten Werbeseiten im Heftverlauf gefreut, die einige Hersteller gezielt für das Jubiläum gestaltet haben, etwa Volkswagen, Alpina und Mazda.
Uns hat’s gefallen, sehr sogar. Wir gratulieren deshalb nicht nur zum Geburtstag, sondern auch zum Heft, das wir ausnahmsweise in unsere Mediathek mitaufgenommen haben, die ja sonst nur Zeitschriften über alte Autos zeigt. Und die restlichen 190 Seiten handeln dann ja vom neuzeitlichen Automobil, zum Beispiel vom Dauertest der A-Klasse, die tatsächlich ohne Panne, ausserplanmässigen Werktstattaufenthalt und ähnliches 100’000 km geschafft hat. Ja, das war vor 50 Jahren noch ganz anders. Damals lief ein Dauertest über 15’000 oder 25’000 km und es hagelte nur so von Problemen.



















