Rund 40 Jahre später - VW Golf GTI damals und heute
Den VW Golf GTI gibt es bekanntlich bereits in der siebten Generation, Zeit also für einen kleinen Vergleich zwischen dem ersten und dem aktuellen Modell.
Präsentiert wurde der Ur-GTI im Jahr 1975 in Frankfurt, kaufen konnte man den schnellen Wolfsburger aber erst im Jahr darauf. 110 PS standen etwa 845 kg gegenüber. Der Spass kostete CHF 15’790 oder DM 13’850 im Jahr 1976 und dafür erhielt man einen Wagen, der in 9,4 Sekunden von 0 bis 100 spurtete und 185 km/h schnell lief.
Rund 40 Jahre später kostet ein VW Golf GTI in der Schweiz etwa das 2,5-fache, in Deutschland hat der Wagen etwa um Faktor 4 teurer geworden. Dafür kriegt man auch 230 PS (oder 245 PS in der”Performance” Version), die nun allerdings auch mit rund 1400 kg zu kämpfen haben. Trotzdem spurtet der “Neue” natürlich deutlich vehementer von 0 bis 100 km/h. Gut sechs Sekunden reichen ihm für den Standard-Sprint und erst bei rund 250 km/h wird abgeregelt. Damit hätte man in den Siebzigerjahren noch die meisten Supersportwagen im Zaume halten können.
Aber die verbesserten Fahrleistungen sind sicherlich nicht der grösste Unterschied zwischen dem Golf GTI von 1976 und seinem modernen Nachfolger.
Es gibt sogar einige Gemeinsamkeiten, die beim neuen Model auf die Tradition verweisen, etwa die roten Akzente am Kühlergrill und unter den LED-Scheinwerfern oder die Polster-Musterung (ausstattungsabhängig).
Nicht überraschend ist, dass der aktuelle GTI ein deutlich grösseres Auto ist als der Ur-Golf. 4,27 Meter misst der Neue in der Länge, fast 1,8 Meter in der Breite, 1,482 Meter in der Höhe, während sich der erste GTI noch mit 3,705 Metern in der Länge, 1,61 Metern in der Breite und 1,39 Metern in der Höhe begnügte. Die neue Grösse finden vor allem Leute, die hinten sitzen müssen, vorteilhaft und natürlich kann der heutige Golf auch etwas mehr Gepäck mitführen.
Richtig riesig ist aber der Unterschied, wenn man das interieur und die Elektronik betrachtet.
Beim Golf 1 steuerte ein paar Transistoren die Einspritzung und den Sendersuchlauf des Radios, während der aktuelle GTI mit fast soviel Computer-Power ausgerüstet ist wie eine moderne Mercedes S-Klasse. Mit DSG, Lane Assist, Stauassistent und Abstandstempomat kann der GTI annähernd selbständig fahren, der Pilot wird zum Überwachungsbeauftragten. Und wenn er sich langweilt laden der grosse Monitor oder das Active Info Display zu Spielereien ein, die mehr an Playstation als an GTI-Fahren erinnern.
So war GTI-Fahren einst natürlich nicht gedacht, es sollte ja dank minimalem Gewicht verbunden mit üppiger Motorleistung vor allem Spass machen und sich sportlich anfühlen. Sicherlich kann man auch im aktuellen GTI tüchtig angasen und dürfte dank der geballten Technik auch in der Lage sein, Kreise um den 40-jährigen Ur-GTI Kreise zu ziehen. Trotzdem aber fühlt sich der heutige Golf nicht mehr so knackig und direkt an, verströmt deutlich weniger Fahrfreude, filtriert und beeinflusst zu viel. Dies stört die Neu-Golf-Besitzer wohl nicht allzu sehr. Kaum einer würde den neuen gegen den alten GTI tauschen, obschon perfekte Exemplare des Ur-GTIs preislich nicht weit vom Neupreis des heutigen GTIs entfernt sind.
Am besten hätte man sie vermutlich beide in der Garage, den alten für die gelegentliche Kurvenhatz auf verkehrsarmen Strassen, den aktuellen für die komfortangereicherte Fahrt zur Arbeit.



























