Ein schwarzes Jahr im Motorsport jährt sich zum 50. Mal
Am 7. April 1968 kam der damals absolute Superstar der Grand-Prix Szene, Jim Clark, in Hockenheim bei einem für ihn unbedeutenden Formel-2-Rennen ums Leben.
Nur zwei Monate später am 8. Juni 1968 verunglückte der Neffe des ersten Fiat-Präsidenten, der Italiener GrandPrix- und Sportwagenpilot Ludovico Scarfiotti beim Rossfeld Bergrennen im Porsche Spider tödlich.
Weitere vier Wochen später, am 7. Juli 1968, verbrannte auch noch der Honda-Fahrer Jo Schlesser beim GP von Frankreich in Rouen.
Damit verloren drei grossartige Rennfahrer innerhalb von nur drei Monaten ihr Leben.
Ludovico Scarfiotti gewann 1966 in Monza seinen einzigen Grand Prix, zählte aber im Sportwagen zu den absolut Besten überhaupt. Er gewann 1963 unter anderem die 12 Stunden von Sebring, sowie die 24 Stunden von Le Mans. Dazu war er 1962 und 1965 Berg-Europameister auf Ferrari.
1968 wechselte er von den Italienern zu den Stuttgartern und verunglückte aus bis heute unerklärlichen Gründen mit dem 910 Bergspyder beim Training zum Rossfeld-Bergrennen.
Den Italiener reizte es, sich 1968 mit Gerhard Mitter und identischem Material zu messen. Der Deutsche hatte 1966 und 1967 für Porsche die Europa-Bergmeisterschaft gewonnen und galt als schnellster Mann am Berg. Mit dem Wechsel zu Porsche konnte sich Scarfiotti mit Mitter im gleichen Fahrzeug, dem Porsche 910 Bergspyder messen.
Doch schon beim Saisonauftakt im spanischen Montseny schlug Gerhard Mitter den Italiener deutlich. Beim zweiten Saisonlauf, dem internationalen Alpen-Bergpreis von Berchtesgaden kam es auf der Rossfeldhöhenringstraße zur Katastrophe. Im Training verlor Ludovico Scarfiotti die Kontrolle über seinen Porsche. Der Bergspyder stürzte eine Böschung hinunter. Ludovico Scarfiotti erlag nach der Bergung seinen schweren Verletzungen auf dem Weg ins Krankenhaus.
Beim historischen Rossfeld-Bergrennen vom Wochenende kam nun Scarfiottis Sohn Luigi zurück an die Stelle, an der er seinen Vater vor 50 Jahren verloren hat.
Er war mit neun Jahren bei diesem Rennen in Berchtesgaden mit dabei und musste miterleben, wie sein Vater vom Trainingslauf nicht mehr zurückkam. Obwohl sein Vater sich schon sehr früh von seiner Mutter trennte, hat er nur gute Erinnerungen an ihn. Nur noch ganz selten besuchte er nach diesem einschneidenden Erlebnis weitere Motorsportveranstaltungen. Er erinnert sich an eine Einladung zur Targa Florio, als ihn eine Frau fragte, ob er denn Sizilianer sei. Er meinte nein, er sei der junge Scarfiotti, worauf die Frau fast in Ohnmacht fiel, denn sie entpuppte sich als die letzte Lebenspartnerin seines Vaters. Der Kontakt blieb daraufhin bis zu ihrem Tod erhalten.
Paola Rivolta hat nun nach 50 Jahren ein Buch mit dem Titel "Dalla Fiat a Rossfeld" (Von Fiat bis Rossfeld) geschrieben. Es erzählt nicht nur die Rennsport-Geschichte von Ludovico, sondern bringt auch Licht in sein Leben als Sohn einer schwerreichen Familie aus der Fiat Dynastie. Das Buch ist im Moment nur in italienischer Sprache erhältlich, soll aber schon bald auch in deutsch erhältlich sein.
Das historische Rossfeld-Bergrennen findet an diesem Wochenende, also noch bis zum 30. September 2018, statt.












