Fünf Plätze, fünf Gänge und fünf Türen, verpackt in ein Kombicoupé, fast wie ein moderner Audi A7 oder ein BMW 4-er Gran Coupé, das hätte eigentlich im Jahr 1979 zum Erfolg werden müssen, könnte man meinen. Die Nachfrage für den Toyota Corona Liftback hielt sich aber in Grenzen, heute dürften diese Fahrzeuge seltener anzutreffen sein als mancher Exote aus Italien.
International einer der erfolgreichsten Japaner überhaupt
Dabei gehört der Toyota Corona zu den ältesten japanischen Personenwagen überhaupt. Bereits im Jahr 1957 stellte Toyota mit dem Toyopet Corona (Modell ST10) seinen Einstieg in die Oberklasse vor. Ein Vierzylindermotor mit 995 cm3 und 33 PS mussten reichen, der Motor sass vorne, angetrieben wurden die Hinterräder.
Für die zweite Generation, eingeführt im April 1960, bediente man sich europäischer Designvorbilder. Fast schon revolutionär war die hintere Einzelradaufhängung, während die Motoren an Hubraum und Leistung zulegten.
Auch die dritte Generation des Corona war, wie schon die vorhergehenden Auflagen, ab 1964 vor allem für den Heimmarkt und ausgewählte Exportmärkte (USA, Australien, etc.) gedacht. Ab 1965 aber begann die Markterschliessung in Europa, wo der günstige und robuste Corona 1600 S mit 1,6 Litern Hubraum und 90 PS durchaus auf Interesse stiess.
Ab Februar 1970 gab es dann die vierte Generation des Corona zu kaufen, gegenüber dem Vorläufer komplett überarbeitet. Erstmals gab es den Corona auch als Sechszylindermodell zu kaufen, das Design trug amerikanische Züge.
Zwischen 1973 und 1976 war der Corona das meistverkaufte Automodell in Japan, bereits im November 1971 hatte man die Dreimillionen-Grenze überschritten.
Mit dem am 31. August 1973 vorgestellten neuen Corona führte Toyota das “Preventive Safety-Care”-Konzept in der Serie ein, das unter anderem Knautschzonen, stabile Fahrgastzellen, Sicherheitslenksäulen, Sicherheitsgurten mit Warnlampe, usw. beinhaltete.
Neue Ansätze für das Jahr 1978
Nach fünf Jahren wurde mit dem intern “T130” genannten Corona die sechste Auflage präsentiert, erstmals hiess er in allen Märkten Toyota, die Zeit von Toyopet war also vorbei. Mit dem Modellwechsel kamen nicht nur neue Designakzente, sondern auch ein gänzlich neuer Fahrzeugtyp dazu, der als “Liftback” bezeichnete fünftürige Sportkombi mit Schräg-/Stufenheck.
Gänzlich Neuland betreten mussten die Toyota-Ingenieure dabei allerdings nicht, denn erstens hatte man bei anderen Baureihen schon einen ähnlichen Schritt gemacht, zudem gab es beispielsweise den Audi 100 Avant mit Schrägheck und grosser Klappe bereits seit 1977.
Während die Aussenmasse nur unwesentlich änderten, schuf die neue Baureihe vor allem mehr Platz für Passagiere und Gepäck. Viel Gewicht wurde auf saubere und sparsame Motoren, aber auch auf Komfortmerkmale gelegt.
Seine Europapremiere feierte der Corona der Baureihe T130 im Februar 1979 am Autosalon von Amsterdam, nachdem er bereits im September 1978 für den Heimmarkt in Produktion ging.
Konservativer Anstrich
Abgesehen vom Äusseren war auch der “Liftback” ein traditionell gehaltenes Automodell. Der längs eingebaute Vierzylindermotor mit seitlicher Nockenwelle sass vorne und trieb über ein Fünfganggetriebe die Hinterräder an. Vorne wurden (erstmals) McPherson-Federbeine für die Radführung eingesetzt, hinten sorgte eine Starrachse mit Längs- und Schräglenkern sowie Panhardstab für Traktion.
Die Kugelumlauf-Lenkung verzichtete auf Servounterstützung und wurde mit 4 1/4 Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag relativ indirekt ausgelegt. Gebremst wurde mit Scheiben vorne und Trommeln hinten.
Amerikanisch angehauchtes Design
Die massiven Stossfänger und die vier rechteckigen Scheinwerfer des neuen Corona machten klar, dass der amerikanische Exportmarkt nachwievor wichtig war.
Die kompakten Abmessungen von 4,29 Metern Länge, 1,66 Metern Breite und 1,39 Metern Höhe empfahlen den Wagen aber auch für Länder mit kleineren Parkplätzen und beengteren Verhältnissen auf den Strassen, zumal der Corona Liftback mit bis zu 1160 Litern Stauraum brillieren konnte. Und dieser war sogar variabel nutzbar, denn die Rückbank war zweiteilig umklappbar. Allerdings stellte sich dem Transporteur beim Beladen eine 82 Zentimeter hohe Ladekante in den Weg. Immerhin durften 435 kg zugeladen werden, was für einen 1105 kg schweren Wagen ein guter Wert war.
Komfort für vier Mittelgrosse
Ein Raumriese war der Corona trotzdem nicht, die kriegten vor allem die hinten platznehmenden Mitfahrer zu spüren, die sich mit deutlich weniger Knie- und Kopffreiheit als die privilegierten Fahrgäste vorne begnügen mussten. Trotzdem konnte man es hinten aushalten, wenn man das europäische Standardmass nicht gerade deutlich überragte. Allerdings musste man beim Einstiegen hinten aufpassen, den Kopf nicht an der schräg gestellten C-Säule anzuschlagen, notierte die Automobil Revue in ihrem Test im Frühling 1979.
Kein Sportwagen
Der Corona war mit seinem schluckfreudigen Fahrwerk und der guten Rundumsicht eindeutig eher auf Komfort als auf sportliche Fortbewegung ausgelegt. 14,1 Sekunden benötigte die Automobil Revue für den Sprint von 0 bis 100 km/h, als Höchstgeschwindigkeit wurden 159 km/h notiert.
Mit einem Durchschnittsverbrauch von 10,1 Litern und günstigen Teillastverbräuchen bewies sich der Corona mustergültig ökologisch, auch ein Ölverbrauch von 0,3 Liter pro 1000 km galt damals als bescheiden. Der Innengeräuschpegel lag vor allem bei eingelegtem fünften Gang tief, denn dann musste der Vierzylinder nicht im geräuschvollen oberen Drehzahlbereich operieren.
Das Fazit der Automobil Revue las sich denn auch durchaus positiv:
“Der dank seinen fünf Türen allseits gut zugängliche Toyota Corona Liftback ist ein praktisches, vielseitiges Fahrzeug. Er bietet Platz für ein Ehepaar mit zwei bis drei Kindern, für die Hobbyausrüstung oder für das Transportgut von Berufstätigen. Ein innen grosser Wagen ist er allerdings nicht. Seine Pluspunkte sind neben den ansprechenden Fahrleistungen und sei- ner überdurchschnittlich reichhaltigen Ausrüstung vor allem zwei Merkmale, die heute mehr denn je im Vordergrund stehen, nämlich sein bescheidener Verbrauch an Normalbenzin sowie seine ausgeprägte Laufruhe.”
Diesen Erkenntnissen widersprach auch der Vergleichstest von Auto Motor und Sport nicht, bei dem der Corona einem Opel Ascona 2.0 N gegenüberstand. Aber jener beschleunigte noch ein wenig besser, verbrauchte kaum mehr und kostete auch in etwa gleich viel wie der etwas besser ausgestattete Japaner.
Kein Volltreffer in Europa
CHF 14’990 kostete der Corona Liftback 1800 GL in der Schweiz, DM 15’995 waren es in Deutschland, die etwas weniger umfangreich ausgestattete De-Luxe-Variante kostete DM 1000 weniger. Damit bewegte sich der Toyota auf Augenhöhe mit der Konkurrenz und von den “Kauft-Europäer”-Kampagnen erhielt der Japaner zusätzlichen Gegenwind. Da half es auch nicht, dass japanische Heckantriebautos anfangs der Achtzigerjahre auf dem Gebrauchtwagenmarkt auch überdurchschnittlich viel Wert verloren, trotz ihrer fast schon legendären Zuverlässigkeit, die sie immer wieder zuoberst auf entsprechenden Bewertungslisten erscheinen liessen.
Das Beispiel Ascona versus Corona mit 107’385 Neuzulassungen im Jahr 1979 gegenüber 2887 Immatrikulation spricht eine deutliche Sprache für das Beliebtheitsdefizit, unter dem der Japaner in Deutschland litt.
Bis Ende 1981 wurde die sechste Corona-Generation gebaut, dann kam der nächste Wechsel, der mehr Kanten und sportlichere Modelle brachte.
Der letzte Corona wurde übrigens im Jahr 2001 gefertigt, mit 8’261’113 in 44 Jahren produzierten Einheiten darf sich die populäre Baureihe als eines der erfolgreichsten Automodelle aller Zeiten rühmen.
Ein typischer Japaner
Bald 40 Jahre alt ist der goldfarbene Corona Liftback 1800 GL aus dem Jahr 1980, in den wir uns probehalber setzen dürfen. Die Sitze sind mit griffsympathischem Veloursstoff überzogen, mit übertriebener Seitenführung überraschen sie allerdings nicht. Aber sind sind angenehm gepolstert und gut geformt.
Das Lenkrad ist kunststoffummantelt, lässt sich aber gut halten, zumal die Lenkkräfte, sobald der Wagen einmal in Fahrt ist, überschaubar sind. Dies gilt auch für die übrigen Bedienungselemente, die ohne Anstrengung genutzt werden können. Das Fünfganggetriebe ist präzise und mühelos schaltbar. Und natürlich startet der Vierzylinder jederzeit, nicht zuletzt dank des automatischem Chokes, auf den ersten Schlüsseldreh.
Die gebotenen 86 PS reichen für eine flüssige Fahrweise, die Bremsen stoppen den Wagen zuverlässig. Etwas überrascht ist man über den fehlenden Drehzahlmesser, dafür war aber damals schon ein Dreiwellenradio genauso serienmässig an Bord wie der praktische Heckscheibenwischer.
Dass der Erstbesitzer den Corona mit einer Miura-Heckstore ausgerüstet hat, mag Originalitätsfanatiker stören, das Zubehör stammt aber aus der Zeit und dürfte wohl zu einem etwas wohnlicheren Klima im Wagen geführt haben.
Unrestauriert, wie er dasteht, fühlt sich der Oldtimer-Corona zwar nicht mehr ganz neuwertig an, aber der Zahn der Zeit hat erstaunlich wenig am Äusseren und Inneren des Wagens genagt und so fährt sich der Corona auch heute noch wie damals, wie ein typischer Japaner eben. Und so dürfte es wohl auch für die nächsten Jahrzehnte bleiben …
Wir danken der Oldtimer Galerie, die den Toyota Corona Liftback 1800 GL am 20. Oktober 2018 in Toffen versteigern wird, für die Gelegenheit zur Probefahrt.
Weitere Informationen
- AR-Zeitung Nr. 16 / 1979 vom 12.Apr.1979 - Seite 17: Test Toyota Corona 1800 Liftback GL
- auto motor und sport / Nr. 9 / 1980 - Seite 69: Toyota Corona gegen Opel Ascona
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