Unterbewertet oder überbezahlt?
20.02.2021
Gestern Abend wurde in London ein ganz besonderer Bugatti Type 57S versteigert. Das Chassis 57503 stammte nämlich ursprünglich aus einem der drei 57G-Werksrennwagen, welche 1936 einige Triumphe einfuhren, 1937 in Le Mans siegten. Die Karosserie entstand 1937 bei Corsica in London.
Nicht nur ist der Wagen sehr original erhalten, seine Geschichte dürfte besser erforscht und dokumentiert sein als jene der meisten Automobile. Frühere Besitzer waren Grand-Prix-Rennfahrer Rodney Clarke und Robert Ropner, Erbe einer grossen Schifffahrtsunternehmung. Seit 51 Jahren war der Wagen im Besitz von Enthusiast Bill Turnbull.
Dieser Bugatti ist ein Juwel. Als Kaufpreis wurden £ 4’047’000 (EUR 4’677’522, CHF 5,076,293) erzielt. Dies scheint ein hoher Preis für ein Auto zu sein, dessen Restaurierung noch nicht ganz abgeschlossen ist. Bonhams hatte aber auf £ 5 bis 7 Millionen gehofft.
Wie immer kann man das Ergebnis aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Wieso kostet dieses Auto deutlich weniger als mancher Ferrari 250 GT California oder ein McLaren F1? Dieser Bugatti ist schliesslich ein Unikat und ein sagenhafter Zeitzeuge. Warum wollte niemand mehr bieten?
Oder, wie kann dieser Wagen 20 x soviel wert sein, wie der an der selben Versteigerung verkaufte Frazer Nash TT Replica aus dem Jahr 1934 mit ebenfalls faszinierender Geschichte und garantiertem Fahrspass?
Wir tendieren dazu zu sagen, dass dieser Bugatti zu günstig verkauft wurde, mehr Geschichte und Faszination kann man eigentlich in einem Auto vereinigt fast nicht haben.
Den kompletten Auktionsbericht haben wir bereits publiziert.