Wird er das teuerste Auto der Welt?
15.11.2016
Es wird von 45 Millionen britischen Pfund gesprochen, die der Ferrari 250 GTO aus dem Jahr 1962 kosten soll. Das wären nach aktuellen Wechselkursen 53 Millionen Euro oder 56 Millionen Schweizer Franken (vor der Brexit-Diskussion wären es noch deutlich mehr Euro oder Franken gewesen). Sollte jemand den GTO bar bezahlen wollen, dann müsste er 900’000 50-Pfund-Noten (grössere gibt es im Königreich nicht) mitbringen, einen ganzen Überseekoffer davon.
So ganz verschätzt dürften sich die Leute von Talacrest, die den Wagen anbieten, aber nicht haben, denn es handelt sich beim Chassis-Nummer 3387 um einen ganz besonderen Ferrari 250 GTO.
Er ist der zweite je hergestellte GTO. Er ist der erste überhaupt, der ein Rennen bestritt. Er wurde von der Scuderia Ferrari für viele Tests eingesetzt. Er besitzt einen eindrucksvollen Palmares mit 27 Rennen in den frühen Sechzigerjahren und 17 erzielten Podiumsplätzen.
Fertig geworden war der Ferrari am 16. März 1962, dann wurde er für die Fertigentwicklung des GTO-Modells vielen Tests unterzogen. Schliesslich verkaufte man ihn im Juni nach Amerika und der erste Besitzer meldete den Wagen für die 24 Stunden von Le Mans an. Robert Grossman und Fireball Roberts beendeten das Rennen 1962 als Gesamtsechste und Sieger der Dreiliter-Experiment-Klasse. Bis etwa 1965 wurde der Wagen immer wieder bei Rennen eingesetzt, seither wechselte er einige Male den Besitzer und wurde schliesslich in den Siebzigerjahren von Stephen Griswold restauriert. Nachher wurde der Wagen noch zweimal angeboten, die letzten 19 Jahre blieb er dann im Besitz von Bernie Carl. All dies wurde durch den Schweizer Ferrari-Experten Marcel Massini penibel dokumentiert.
Frühere Ferrari-Transaktionen beinhalten rund USD 38 Millionen, die Bonhams vor zwei Jahren in Quail Lodge für einen GTO erzielte und USD 52 Millionen, für die ein anderer GTO (5111) privat gehandelt worden sein soll. Nun soll Fahrgestell 3387 also USD 56 Millionen (nach aktuellen Wechselkursen) bringen und damit einen neuen Rekord erzielen. Kein Wunder rührt der britische Spezialist Talacrest, der nach eigenen Angaben bereits in acht GTO-Verkäufe involviert war, die Werbetrommeln (und hat auch schöne Bilder erstellt). Es gibt sogar eine eigene Mini-Website für den Wagen.