Wie schwer es ist, eine verblichene Automarke neu zu beleben am Beispiel Borgward BX7
15.09.2015
Die Erwartungen waren hoch: Der Genfer Autosalon stand im März 2015 ganz im Zeichen der Wiedergeburt der berühmten Bremer Automarke Borgward .
Zwar gab es ausser einer alten Isabella noch kein Auto zu sehen, weder Studie noch Serienfahrzeug. Aber das neue Logo und die Philosophie hinter der Marke wurden ausführlich vorgestellt. „Accessible Premium“ heisst der „Code für die „Zukunft“, wie Borgward schreibt.
Gut gemacht, aber charakterfrei
An der IAA Frankfurt lässt die in Stuttgart ansässige Firma jetzt Taten folgen.
Die ersten Fotos des Borgward BX7 sagen noch wenig über die hochgesetzten Erwartungen bezüglich „Präzision, Fortschrittlichkeit und überragende Qualität“ (Pressetext). Aber sie sagen leider, dass sich die Designer um Einar Hareide schwer taten, die Formensprache von Borgward aus der Blütezeit in den 50er- und 60er-Jahren ins 2015 zu transportieren. Denn was wir auf den Fotos verwundert anschauen, ist zwar ein leidlich hübsch gemachtes, aber auch verwechselbares und charakterfreies Automobil.
Das ist genau das, was gerade nicht hätte passieren dürfen. Denn wenn Borgward in den Premiumbereich hinein will, muss sich das Design abheben. Das tun andere nämlich bereits. So sind die SUV der deutschen Premiumhersteller sehr eigenständig, und auch die in Frankfurt präsentierten Geländewagen von Jaguar und Bentley sind es. Auch Cadillac ist in Sachen Eigenständigkeit und Unverwechselbarkeit ein guter Massstab. Die genannten Beispiele zeigen. wenn auch zum Teil in höheren Preis- und Dimensionsklassen, dass sich eine traditionelle Herkunft und ein modernes Erscheinungsbild nicht ausschliessen.
Verpasste Chance
Und diesen Zug hat Borgward verpasst. Retrodesign wäre fehl am Platz gewesen. Dennoch ergab sich die Chance, mit dem prägnanten Rhombus oder dem nach unten öffnenden Kühlergrill zu spielen. Eine Besonderheit von Borgward waren auch die dreidimensional geformte Motorhaube oder die Radläufe, welche nahtlos in den Schweller übergehen. Ganz zu schweigen von den ausgewogenen Proportionen bei fast allen Modellen. Der BX7 hat nichts von alledem. Wie gesagt: er ist kein hässliches Auto, aber allzu verwechselbar mit anderen Marken. Das gilt leider auch für die Modellbezeichnung. Auch da hätte man sich statt einer kryptischen Zahlenkombination lieber einen klingenden Namen gewünscht.
Sicher, wir verstehen den Druck, ein Auto zu realisieren, das allen gefallen muss und nicht wegen einer allzu exzentrischen Karosserie zum Ladenhüter verkommen darf. Ssangyong kann ein Lied davon singen. Aber das bedeutet nicht, dass man deshalb gleich in Mutlosigkeit und Lethargie verfallen muss. Das verheissungsvolle Revival hätte eine gelungene Verpackung verdient ...