Über die letzten Jahre erzielten Oldtimerbesitzer (und -Spekulanten) mit klassischen Fahrzeugen sensationelle Renditen. So wuchs der Wert eines Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürers, gebaut von 1954 bis 1957, gemäss Marktbeobachter Classic Data jährlich um 33% im Schnitt.
Kaum weniger legte der Marktwert eines Porsche 911 Carrera RS 2.7 Touring, gebaut in den Jahren 1972 und 1973, zu. Zahlte man vor vier Jahren rund 200’000 Euro, so sind es heute mindestens das Doppelte. Ähnlich verhält es sich mit Autos der Marken Ferrari oder Lamborghini. Selbst ehemals durchaus zahlreiche und günstige Autos erreichen überraschend hohe prozentuale Wertsteigerungen, häufig genanntes Beispiel hier ist der Citroën 2 CV.
Der Youngtimer-Hype
Da fragt sich natürlich mancher Besitzer eines jüngeren Fahrzeugs, ob auch er auf eine interessante Rendite hoffen kann. Autos mit Baujahren zwischen 1985 und 1995 (teilweise auch bis 2000) werden heute gemeinhin als “Youngtimer” bezeichnet. Um diese Fahrzeuge herrscht heute ein regelrechter Hype. Die Klassikerabteilungen der grossen Autohersteller wenden sich mit viel Energie diesen kommenden Klassikern zu und kaum ein Fernsehkommissar wird nicht früher oder später in einem dieser Vehikel gesehen, sei es nun ein Citroën CX, ein Rover 3500 SD1, ein Opel Ascona, ein Porsche 911 oder VW Käfer Cabriolet der Achtzigerjahre. Sie strahlen viel Sympathie aus, oder wie anders ist es zu erklären, dass Hauswart und Kung-Fu-Meister Han, alias Jackie Chan, im Film “Karate Kid” von 2010 in seiner Behausung einen VW Scirocco der zweiten Generation restauriert?
Attraktiv aber auch wertstabil?
Die Autos der Periode 1985 bis 1995 sind für die heutige jüngere Generation, die sich einen Klassiker (meist als Zweitwagen) zulegen will, attraktiv, weil man ja gerade mit diesen Autos aufgewachsen ist. Allerdings hat sich bisher das Gros dieser Fahrzeuge nicht als besonders attraktive Investitionen erwiesen.
Wenn man es anhand der
universalen Wertverlaufskurve
(siehe Abbildung) betrachtet, dann sind die meisten Youngtimer-Fahrzeuge heute in der Phase B, d.h. der Marktwert verändert sich kaum. An und für sich ist das eine gute Neuigkeit, denn zumindest verliert man als Halter eines derartigen Wagens kaum Geld infolge notwendiger Abschreibungen.
Es gibt allerdings auch einige Youngtimer, die bereits in der dritten Phase C, respektive der vierten Phase D sind. Ihr Wert steigt also. Beispiele hierfür sind der BMW M3 (E30, Bild oben), der über die letzten Jahre jährlich rund 24% an Wert gewann, oder der Porsche 964 RS, der es sogar auf 32% Wertsteigerung pro Jahr schafft. Und auch einige hochkarätige (und seltene) Ferrari-Sportwagen, z.B. der F40 oder der 288 GTO, schaffen hohe Wertzuwächse.
Aus Freude am Fahren
Für das Gros der Youngtimer muss man allerdings von Wertstabilität und leichten Fluktuationen nach oben und unten ausgehen. Der Grund dafür liegt in der vergleichsweise grossen Verbreitung und der Tatsache, dass sie noch auf die Weihen des Veteranenstatus, der in der Schweiz Fahrzeugen ab 30 Jahren verliehen wird, und die einige Vergünstigungen und Vereinfachungen im Betrieb bedeuten.
Trotzdem eigenen sich junge Klassiker im Alter von 15/20 bis 30 Jahren, wie kaum eine andere Fahrzeuggattung als Sammler-Fahrzeug, denn ihre Technik ist noch beherrschbar, die Ersatzteilbeschaffung dank der hohen Produktionszahlen und eBay & Co meist problemlos.
Der MX-5 als Musterknabe
Ein Musterbeispiel für den problemlosen Youngtimer mit hohem Spassfaktor ist der
Mazda MX-5
. Vorgestellt im Februar 1989, als das Cabriolet fast schon ausgestorben war, startete er einen neuen Offen-Fahren-Boom.
Vergleichsweise leicht und einfach war der Mazda, der den englischen Roadstern der Sechzigerjahre nachempfunden und perfekt zum Lebensstil der Neunziger passte. Noch heute gefällt der rundliche Sportwagen mit guten Manieren und akzeptablem Verbrauch. Bei guter Wartung halten sich die Kosten in Grenzen und dank Katalysator ist auch die Abgaskontrolle nur alle zwei Jahre fällig. Classic Data jedenfalls notiert steigende Preise, rund 8% legt der frühe Mazda MX-5 jährlich an Wert zu, nur das Finden eines original belassenen Fahrzeugs dürfte nicht allzu einfach sein.
Investieren?
Es gibt sie also, die Youngtimer, die wertentwicklungsmässig mit der Börse mehr als mithalten können. Auch ein Lancia Thema 8.32 gehört dazu.
Doch schnell geht vergessen, dass ein Auto nicht nur beim Kauf kostet, sondern vor allem auch danach. Jährliche Kosten von 3000 bis 8000 Franken müssen, je nach Wagen, Unterbringungs- und Versicherungskosten, einkalkuliert werden pro Jahr, da werden allfällige Wertzuwächse schnell aufgefressen, vor allem, wenn man von den Fahrzeugen unterhalb 50’000 Franken Anschaffungspreis spricht.
Allerdings legen sich gemäss einer neuen
FIVA-Untersuchung
nur 1% aller Oldtimer- und Youngtimerfahrer ihren Wagen als Investitionsobjekt zu, die meisten tun es aus Enthusiasmus und Freude und das ist gut so!
Übrigens,
weitere Betrachtungen zum Thema "Wertentwicklung und Investition"
gibt es in einem eigenen Themenkanal auf Zwischengas.