Als die 300 km/h-Schallmauer mit dem Lamborghini Countach fast gebrochen wurde
05.01.2019
Ferruccio Lamborghini hatte es wieder getan. Bereits mit dem Miura hatte er Mitte der Sechzigerjahre den aufsehenerregendsten Sportwagen präsentiert, Mitte der Siebzigerjahre sorgte der Countach für fast noch mehr Aufregung. Und er wurde mit einer Höchstgeschwindigkeit angekündigt, die es diesseits der Rennstrecke eigentlich sonst höchstens als (kaum erreichbare Zahl) auf wenigen Tachometer gab: 315 km/h.
Marcello Gandini hatte dem Countach ein Karosseriekleid mit auf den Weg gegeben, das keinem anderen Sportwagen ähnlich sah. 4,14 Meter Länge, 1,89 Meter Breite und 1,07 Meter Höhe ergaben Proportionen, die den Wagen schon im Stand schnell erscheinen liessen.
Die Zeitschrift Auto Motor und Sport erhielt Mitte 1975 einen frühen Countach LP 400 für einen Fahrtest und wollte wissen, ob sich die 300 km/h nun erreichen liessen.
Ganz so schnell wie erwartet war der Countach dann doch nicht, bei 288 km/h liessen seine Kräfte nach. Aber auch dies war ein Bestwert, denn die Konkurrenz von damals musste ihre Waffen schon deutlich früher strecken.
Immerhin hatte es der 3929 cm3 grosse V12-Motor mit vier obenliegenden Nockenwellen und sechs Weber-Doppelvergasern mit 1375 kg Kampfgewicht (vollgetankt) zu tun. 375 PS bei 8000 Umdrehungen sorgten aber für jet-ähnliche Beschleunigung. Nach 5,4 Sekunden waren 100 km/h erreicht, bis 200 km/h vergingen 18,7 Sekunden. Dann lag der Innen-Schallpegel auch bereits bei 95 dBa.
“So wie sich der Countach heute präsentiert, ist ihm eine absolute Spitzenstellung unter den hochkarätigen Sportwagen sicher. Derzeit ernsthaftester Rivale um diesen anspruchsvollen Platz ist der Ferrari BB, der mit dem Countach nicht nur die norditalienische Heimat, sondern auch eine ganze Reihe technischer Merkmale gemein hat”, schloss Helmut Eicker seinen Testbericht in AMS 15/1975 ab, der es sicherlich wert ist, wieder einmal gelesen zu werden.
Der Countach kostete damals übrigens DM 99’800, Klimaanlage (DM 1350), Kassettenradio (1400) und Lederkoffer-Set (dreiteilig, DM 1500) mussten allerdings extra bezahlt werden. Umgerechnet wären das damals (ohne Teuerungsausgleich) knapp über 100’000 Euro gewesen. Gute Exemplare der ersten Serie knabbern heute an der Millionengrenze …