Noch keine 17 Jahr, aber blondes Haar, ... und schon am Lenkrad!
10.01.2019
Gewöhnlich trifft man bei Oldtimerrallies auf ältere Semester, was die Fahrer und Navigatoren angeht. Daher war die Überraschung gross, als ich anlässlich der Planai-Classic am orangen Buggy, mit der Startnummer 17 das Schild "L17 Ausbildungsfahrt" entdeckte.
Die "L17-Ausbildung" (amtliche Bezeichnung: "Vorgezogene Lenkberechtigung für die Führerscheinklasse B") ist in Österreich eine Möglichkeit, den Führerschein für PKWs schon im zarten Alter von 17 Jahren zu bekommen.
Im ersten Moment dachte ich, dass das Schild vielleicht nicht entfernt wurde, um die Plastikscheibe zu schonen. Wie ich dann aber den mit Schal und Mütze getarnten Teenager hinter dem Steuer sah, war sofort klar, dass es sich da um eine sehr junge Pilotin handelte.
Ihr Name ist Stella und geboren wurde sie am 3. Juli 2002. Kurz nachgerechnet ist sie noch keine 17 Jahre alt und fährt bereits bei den an Schwierigkeiten nicht zu unterschätzenden Verhältnissen mit Schnee, Eis und schlechter Sicht im hecklastigen Buggy über alle Berge rund um Schladming.
Diese drei Tage brachten ihr mit Sicherheit mehr Fahrpraxis als zwei lange Jahre bei Tag und Nacht auf der Autobahn.
Am 24. Januar 2018 bekam sie die L17-Bewilligung und hat seither bereits rund 45`000 km Erfahrung auf vier Rädern gesammelt. Jedoch alles mit Frontantrieb, daher war der erste Tag im hinterrad-angetriebenen Buggy auf Schnee eine neue Herausforderung für die "noch" 16-jährige.
Bereits am 24. Februar 2018 machte Stella in Deutschland den Lizenzkurs und nahm mit der "nationalen Driver Lizenz" mit einem Golf an der österreichischen Automobil-Slalom Staatsmeisterschaft teil, wo sie ihre Klasse auf Anhieb, ohne jegliche Kart-Erfahrung, gewann und den hervorragenden 3. Gesamtplatz herausfuhr.
Hannes Schantl ist und muss als Erwachsener immer dabei sein, egal ob als Betreuer bei den Slaloms, oder als Beifahrer bei den Rallyes und natürlich im öffentlichen Verkehr.
Wenn man sich um Verkehrssicherheit, wie sie gerade in der Schweiz einerseits übertrieben, andererseits zu larsch gehandhabt wird, bemüht, dann ist dies sicher der viel bessere Weg als sinnlose Temporeduktionen, oder die jetzt ab Februar aufgegebene Ausbildung für Handschaltgetriebe und damit der Möglichkeit, die Prüfung mit Automatik zu machen, danach aber ohne (gesetzlich vorgeschriebene) Zusatzausbildung manuelle Autos mit drei Pedalen fahren zu dürfen.
Verkehrssicherheit kommt mit Erfahrung und diese braucht Zeit und auch etwas Verständnis für die Technik. Wenn man infolge Schneefahrbahnen drei bis viermal so lange für den Weg X braucht, dann tragen meist unnötige Unfälle, die eine vernünftige Weiterfahrt hindern, die Schuld. Klar beschleunigt ein Allradauto mit 300 PS auch auf Schnee sensationell, aber beim Bremsen schwindet dieser Vorteil sofort und das Fahrzeug verhält sich wieder mehr wie ein Old-, oder Youngtimer. Heute ist grosser Verlass auf all die elektronischen Hilfen, doch die Wirkung dieser “Assistenten” wird sehr oft aus Unverständnis für die Technik überschätzt.
So passt doch das Motto: "Früh übt sich, wer ein Meister/in werden will." Stella zeigt, wie es geht und klassierte sich mit dem heckgetriebenen Buggy nach einigen Anfangsschwierigkeiten im Gesamtklassement auf dem 36. Platz von 48 Teilnehmern und wurde 27. der 34 Fahrzeuge der Epoche 3 mit den Jahrgängen 1965-72. Weiter so!