Die Sympathieträger der Autogeschichte
Aus den vielen Tausenden gebauter Automobile stechen einige wenige hinaus, die breit bekannt und vor allem fast von allen geliebt werden, echte Sympathieträger halt. Woran liegt es, dass Citroën 2 CV , Fiat 500 , Mini , Suzuki LJ80 oder VW Käfer auch Jahrzehnte nach Produktionsende noch immer ein derartig positives Image haben, dass die Hersteller sie sogar wieder mit neuer Technik aufleben lassen?
Freundlich und gleichzeitig ungewöhnlich
Der typische automobile Sympathieträger löst beim Betrachter positive Gefühle und Zuneigung aus. Er schaut mit grossen Augen freundlich drein und setzt sich von der Masse der produzierten Personenwagen deutlich ab.
Kein anderes Auto schaute aus wie der VW Käfer, den Citroën 2 CV befanden die Kritiker anfänglich als unverkäuflich, weil er so hässlich sei. Mini und Fiat 500 waren weniger provokativ gezeichnet, aber nichtsdestotrotz gerade wegen ihrer geringen Dimensionen etwas Besonderes. Und der Suzuki LJ80 war eine verkleinerte Version des Ur-Jeeps, der sowieso auch viele Freunde hatte.
Erschwinglich
Gemeinsam ist den hier vorgestellten Sympathieträgern, dass sie allesamt relativ einfach konstruiert sind. Von Anfang an setzten die Hersteller auf geringe Komplexität und einfache Mittel, auf geringes Gewicht und kompakte Ausmasse. Praktisch sollten sie sein und günstig - beim Kauf, beim Unterhalt und im Gebrauch.
Der Käfer perfektionierte dies mit seiner geradezu sprichwörtlichen Langlebigkeit (... und läuft, und läuft, und läuft ...), aber auch Ente, Mini oder Cinquecento erduldeten viele Jahre harten Einsatzes. Weltreisen wurden mit ihnen unternommen, oftmals vererbten Eltern sie ihren Kindern.
(Fast) klassenlos
Es ist kein Zufall, dass gerade diese eigentlich besonders preisgünstigen Fahrzeuge, nicht nur bei Fahranfängern oder Niedrigverdienern Anhänger fanden, sondern quer durch alle Einkommensschichten. Beatles-Bandmitglieder zeigten sich genauso im Mini, wie Fernsehmoderatoren im Käfer. Irgendwie entzogen sich Ausnahmetalente wie LJ80 oder Fiat 500 den üblichen Klasseneinteilungen.
Und dies trotz einer sehr gemütlicher Fahrdynamik, Bei Tempo 120 km/h oder gar vorher war die Höchstgeschwindigkeit erreicht und der Sprint von 0 bis 100 km/h konnte durchaus mehr als 40 Sekunden dauern. Doch das kümmerte die Anhänger wenig.
Geliebt, gekost und benamst
Auf kaum einem Fahrzeugtyp finden sich mehr Kosenamen als auf unseren Sympathieträgern. Der Fiat 500 wird beispielsweise mit “Luigi” beschriftet, die Ente mit “Pfüdi” oder “Donald”, der Mini mit “Barbarella” und sogar die Hersteller machten mit. So hiess der Suzuki LJ80 auch Eljot, ein Name, der an das Disney-Schmunzelmonster erinnert und prompt urheberrechtliche Probleme erzeugte.
Filmauftritte als Sympathiefaktor
Kein Wunder ist es, dass Käfer, Ente oder Mini viele Filmauftritte hatten. Der Käfer war hier am erfolgreichsten, gleich zwei Film-Serien nahmen sich den kugeligen Wagen als Hauptdarsteller und kaum jemand hat nicht mindestens einen Herbie- oder Dudu-Film gesehen. Aber auch der Mini tauchte in vielen Filmen auf, besonders eindrücklich war dabei die Verfolgungsjagd durch die Katakomben von Turin im Streifen “Italian Job”. Und die Ente? Genau, James Bond nutzte sie als Fluchtauto und prompt gab es hinterher eine Sonderserie mit aufgeklebten Einschusslöchern.
Lange gebaut
Autos, die praktisch unverändert über 20 oder sogar 40 Jahre gebaut werden, sind heute kaum noch vorstellbar. Doch der VW Käfer brachte es auf 75 Produktionsjahre, der Deux Chevaux und der Mini auf deren 41, der Fiat 500 verliess 20 Jahre lang in kaum veränderter Form das Fliessband, nur der Suzuki LJ80 kann hier mit vier Jahren nicht mithalten. Auch nicht mit der Produktionsmenge, denn den Millionen, die Volkswagen, Citroën, Fiat oder Leyland vermelden konnten, hatte der vergleichsweise kurz gebaute Japaner wenig entgegenzusetzen.
Wiederauferstanden
Und weil sie so gut und auch beliebt waren, liessen die Hersteller die Sympathieträger auch wieder auferstehen. Wobei vor allem optische Anleihen wichtig waren, während die Technik der modernen Nachfolger kaum mehr etwas mit ihren Vorgängern zu tun hat.
Beim Fiat 500 wanderte der Motor von hinten nach vorne, beim VW Käfer genauso. Aus Luftkühlung wurde Wasserkühlung, Hubraum und Leistung stiegen deutlich an. Konzeptionell am nächsten blieb BMW bei der Neuentstehung des Minis.
Citroën enthielt sich bisher dem Retrodesign, verzichtete auf eine Neuauflage der Ente, beliess es bei einem Konzeptfahrzeug, und auch Suzuki sah bisher keinen Grund, auf den LJ80 zurückzugreifen.
Die modernen Nachfolger profitieren vom positiven Image ihrer Vorgänger, auch wenn sie deutlich grösser, schwerer und eigentlich auch weniger sympathisch sind als ihre Vorbilder. Dass es aber diese Wiedergeburten gibt und sie sogar zur Marken- oder zumindest zur Typenreihen-Identität wurden, darf vor allem als Hommage an die Urversionen verstanden werden.
Eine grosse Bildersammlung zum Thema Sympathieträger mit über 1000 Fotos werden in einer neuen Folge der Bildermagie gezeigt.





















