Wie regulative Eingriffe den Oldtimer-Markt beeinflussen
01.08.2015
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind ein Autoland, das ist nicht neu. Mit 300 Millionen Einwohnern, von denen viele ein Automobil besitzen oder fahren wollen, ist der Markt riesig. Weil die Amerikaner Sicherheit und Umweltschutz früh wichtig nahm, verabschiedeten sie immer wieder Gesetze und Vorschriften, die einen erheblichen Einfluss auf die Konstruktion von Fahrzeugen und auf spezifische Ausführungen für die USA hatten.
Anpassungen an den USA-Markt verlangten von europäischen (und japanischen) Herstellern ab den Siebzigerjahren erhebliche Anpassungen, wovon z.B. die grossen Stossstangen an einem Lotus Esprit oder Lamborghini Urraco zeugen. Auch an den Motoren mussten erhebliche Änderungen, die meist mit Leistungsverlust einhergingen, in Kauf genommen werden, wollte ein Hersteller sein Auto offizielle in den USA verkaufen.
1988 verabschiedeten der amerikanische Kongress ein Gesetz, das es verbot, nicht an die lokalen Vorschriften angepasste (gebrauchte) Autos zu importieren, respektive für den Strassenverkehr zuzulassen, wenn sie jünger als 25 Jahre alt waren. Dieses Regulativ gilt noch heute. Die Kehrseite davon ist, dass jedes Jahr ein neuer Jahrgang sozusagen für den freien Import freigegeben wird, aktuell im Prinzip der Jahrgang 1990.
Amerikaner, die sich für exotische Fahrzeuge aus Europa, Australien oder Japan interessieren, können also damals nicht in den USA verkaufte/verfügbare Wagen importieren und normal in Verkehr setzen, ohne dass dafür riesige Stossstangen oder zusätzliche Katalysatoren oder Airbags montiert werden müssten. Entsprechend blicken die Amerikaner interessiert auf europäische Versteigerungen und Kleininserate in hiesigen Zeitschriften. Auch die Auktionshäuser haben diese “Lücke” im Regulativ erkannt und bieten immer häufiger direkt aus Europa oder Japan stammende Klassiker der Siebziger- und Achtzigerjahre an.
Und die neue Nachfrage wirkt sich dann direkt auf die Marktpreise aus. Beispiel gefällig? Die Marktnotierungen für den Nissan Skyline R32 (Bild oben), der ab 1989 vor allem in Japan verkauft wurde, haben sich im Heimmarkt in kurzer Zeit fast verdoppelt, weil sich der Nachfragesog aus den USA bereits auswirkt. Ähnliches passiert wohl mit Fahrzeugen wie dem Ferrari Testarossa oder dem BMW M1.
Wenn sich also gerade Autos, die 25 Jahre oder älter sind und ursprünglich in den USA nicht oder nur in unattraktiv abgeänderter Form erhältlich waren, momentan preislich stark entwickeln, dann könnte das durchaus mit dem “Imported Vehicle Safety Compliance Act of 1988” zu tun haben.