Dies ist ein Lamborghini, oder doch nicht?
03.12.2014
Dieses Bild verwirrt, denn man meint sofort, den (Ferrari) Dino 308 GT4 zu entdecken. Doch halt! Aufgenommen wurde das Foto wohl Ende der Sechzigerjahre in Sant’Agata, also am Firmensitz von Lamborghini. Und tatsächlich erblicken wir hier den Prototypen für den Lamborghini Urraco.
Ferruccio Lamborghini hatte erkannt, dass er gegen den Dino 246 GT von Ferrari etwas tun musste. Er liess einen V8-Motor entwickeln, der zwar denselben Hubraum wie das Dino-Aggregat hatte, aber zwei Zylinder mehr und zumindest auf dem Papier 30 PS zusätzlich offerierte. Um den Motor herum sollte ein attraktiver 2+2-Sitzer entstehen und da man schon bei Miura und Espada gute Erfahrungen mit Bertone gemacht hatte, durfte Marcello Gandini auch dieses Mal den Zeichenstift schwingen. Allerdings gefiel dem Firmenbesitzer, zumindest so wird die Geschichte erzählt, der erste Entwurf von Gandini nicht und man liess ein agressiver wirkenderes Karosseriekleid entstehen. Dieser zweite Wurf wurde dann am Turiner Autosalon des Jahres 1970 und den folgenden Salons präsentiert, bis der Serienwagen mit kaum mehr verändertem Äusseren 1973 zu kaufen war.
Als Enzo Ferrari , der wohl Anfangs der Siebzigerjahre das Gefühl kriegte, dass die Bertone-Entwürfe (u.a. Miura, Espada, etc.) mehr Begeisterung auslösten als die von ihm bisher präferierten Pininfarina-Konzeptionen (u.a. Ferrari 365 GTB/4 Daytona, Dino 246 GT, etc.), dann den Nachfolger des Dino 246 GT und damit den Konkurrenten zum Urraco plante, beauftragte er ebenfalls Bertone, der mit Konzeptfahrzeugen wie dem NSU Ro 80 Trapeze gezeigt hatte, dass er vier Sitze zwischen Vorderachse und Mittelmotor unterbringen konnte. Bertone dachte offensichtlich kaufmännisch und nutzte den von Lamborghini abgelehnten Entwurf, um den Dino 308 GT4 in Realität umzusetzen.
Kommerziell war der Dino 308 GT4 allerdings erfolgreicher als der Lamborghini Urraco, aber noch viel besser verkaufte sich der knapp zwei Jahre nach dem Bertone-308 präsentierte 308 GTB , den nun wiederum Pininfarina - am Zeichenpult wirkte Leonardo Fioravanti - verantwortete.