Leben wie Larry – Oder: Sieht so das Auto eines Pfarrers aus?
Dass der Pfarrer einer römisch-katholischen Gemeinde in Toledo, Ohio, Anfang der Fünfziger einen 1951er Chevrolet fährt, ist zunächst nichts allzu Ungewöhnliches. Wenn aber der eigentlich biedere Schlitten heisser als jeder Hot Rod in der Stadt ist und quasi monatlich die Titelseiten von Automagazinen schmückt, beginnt man sich zu fragen, wohin wohl die Kollekte am Ende jedes Gottesdienstes geflossen ist.
Als Lawrence J. Ernst, der von seinen Freunden nur "Larry" gerufen wurde, sich 1951 einen brandneuen Bel Air in der kirchen-konformem Farbkombination Schwarz und Weiss kauft, hat er schon längst Ideen für die Umgestaltung des Hardtop-Coupés. Er überführt ihn auf Achse zu Barris Kustoms nach Los Angeles und lässt die Brüder George und Sam ihr Unwesen treiben. Als Spross der Fisher-Body-Familie hat der 39-jährige Larry freilich genug Geld und muss sich nicht am Klingelbeutel bereichern.
Drei Monate später ist der Chevy kaum wiederzuerkennen: Dach gesenkt, Kotflügel verlängert und die Karosserie maximal tiefergelegt. Die einteilige Windschutzscheibe eines Oldsmobile, ein kanadischer Meteor-Kühlergrill und Cadillac-Radkappen verändern das Erscheinungsbild beinahe ins unkenntliche. Ein Dodge-Schriftzug auf der C-Säule gibt dem Einzelstück seinen Namen: "Royal"
Keine zwei Jahre später ist Larry schon wieder von seinem Chevy angeödet und fährt ihn abermals nach Kalifornien. Karosserieseitig ändern sich nur Kleinigkeiten wie abgerundete Ecken der Motorhaube und kopfüber montierte Cadillac-Rückleuchten. Deutlicher fällt der Unterschied bei der Lackierung aus: statt dezentem Dunkelblaumetallic mit fliederfarbenem Dach leuchtet der königliche Kustom jetzt bronzefarben mit golden abgesetzter Taille und hellgrünem Dach.
Doch so froh Larry mit seinem individualisierten Chevrolet auch ist, so kritisch sehen ihn die konservativeren Mitglieder in der Gemeinde. Um nicht den Eindruck zu erwecken, allzu vielen irdischen Lastern verfallen zu sein, lässt Larry sich bei Foto-Aufnahmen für Magazine gerne von einem Freund vertreten, duckt sich am Steuer auch mal weg – und parkiert den Chevy jeden Sonntag lieber ein paar Strassen weiter.






















