Kontrollschild ohne Erkennungsmerkmal
21.02.2022
Für gewöhnlich lässt sich am Kontrollschild die ungefähre Herkunft des Fahrzeugführers erkennen. Das Kürzel "ZH" steht für den Kanton Zürich, "HH" für die Hansestadt Hamburg und "W" für die österreichische Hauptstadt Wien. Aber wer käme schon auf die Idee, dass die Buchstaben "OE" von 1949 bis 1958 für das Saarland standen? Da schon damals niemand die genaue Bedeutung kannte, wurde schnell über den Ursprung des Paares spekuliert: "Ost-Elsass" oder "Occupation Est" (frz. "Ost-Besatzungszone") lauteten die populärsten Vorschläge. Scherzbolde machten daraus "Ober-Esel" oder "Ordentlich entnazifiziert". Bis ins neue Jahrtausend hatte jeder eine andere Erklärung für die Wahl der Ortskennung parat. Dabei hatte die Saarbrücker Zeitung bereits 1949 die Bedeutung der beiden Buchstaben bekanntgegeben: überhaupt keine.
Zu jener Zeit stand das kleine Land im Südwesten Deutschlands unter französischer Besatzung und gehörte zum französischen Zollgebiet. Entsprechend folgte auch die Logik der 1949 eingeführten neuen Kontrollschilder dem bis März 1950 in Frankreich gültigen System, nach dem allen Départements in alphabetischer Reihenfolge ein Buchstabenpaar zugeordnet wurde. Als man es sich 1928 ausgedacht hatte, wurde das "O" wegen der Ähnlichkeit zur "Null" übersprungen. Als dann nach dem Krieg das Saarland in das System eingegliedert werden musste, war das "O" der einzige Anfangsbuchstabe, der noch frei war. Warum man die Zählung aber nicht wie bei allen anderen Kennungen auch mit "OA" begonnen hat, ist bis heute unklar. Die Zahl 5 ganz rechts steht übrigens für die Hauptstadt Saarbrücken. Das Auto ist ein Simca 8 .
P.S. Wir danken dem Emons-Verlag für das Foto aus dem Buch „Halbe Fünf und ganze Kerle – Das Saarland in den 50er-Jahren“.