Die Schlüssel-Plage
10.02.2022
Erinnern Sie sich noch an die Zeit, in denen ein Schlüssel nur die Aufgabe hatte, ein Schloss zu drehen? Und dieses Schloss konnte dann etwas öffnen, schliessen oder zünden. Simple Mechanik, einfach und zuverlässig.
Doch vor rund 20 Jahren hat sich das Aufgabenfeld des Autoschlüssels dramatisch erweitert. Seiter muss er nicht nur alle Türen gleichzeitig öffnen oder schliessen. Er muss auch Fenster und Schiebedach zufahren, den Kofferraum entriegeln, der Wegfahrsperre ein Entsperrsignal senden und die Alarmanlage ruhigstellen – und das alles, ohne dabei auch nur in die Nähe eines Schlosses zu kommen, geschweige denn drin zu stecken.
Das braucht Strom. Und der ist eben nach 20 Jahren nicht mehr immer vorhanden. Opel empfiehlt, die Drei-Volt-Knopfzelle im Schlüssel des Omega B sofort zu tauschen, sobald die Reichweite der Funkfernbedienung nachlässt. Der Wechsel der Batterie muss innerhalb von drei Minuten erledigt sein, weil der Schlüssel sonst vergisst, zu welchem Auto er gehört, und neu synchronisiert werden muss. Immerhin lässt sich so ein Funkschlüssel aus den Anfangsjahren noch ohne abgeschlossene Mechatroniker-Ausbildung zerlegen.
Also fix das Gehäuse geöffnet, die Batterie getauscht, den Schlüssel einmal gereinigt und wieder zusammengesetzt, runter in die Tiefgarage gegangen, neben dem Auto auf den Knopf gedrückt und – nichts. Obwohl die von Opel vorgegebene Zeit, die zwischen dem Entfernen der alten und dem Einsetzen der neuen Batterie vergehen darf, um 2 Minuten und 40 Sekunden unterschritten wurde, ist dem Schlüssel natürlich glatt entfallen, dass er zu dem nocturnoblauen Dickschiff auf Stellplatz 25 gehört.
Das Synchronisieren der Funkfernbedienung wird zum Glück in der Bedienungsanleitung des Omega beschrieben, ist denkbar simpel – und funktioniert nicht. Eigentlich müsste man nur die Zündung einschalten und während der Schlüssel im Schloss steckt eine der beiden Tasten drücken. Aber der Opel weigert sich beharrlich, die geglückte Funkneuverbindung in Form eines kurzen Auf-und-Zu-Schliessens zu bestätigen.
Beim Opel Rekord P1 auf Stellplatz 26 muss man noch alle Türen nacheinander öffnen und obendrein den Kofferraum separat sperren, indem man das Schliessgerät ins Schloss einführt. Elektrische Fensterheber oder elektronische Wegfahrsperre gab es 1959 nicht einmal gegen Aufpreis – ebensowenig wie eine (Fehl-)Alarmanlage. Das mag heute unkomfortabel erscheinen. Dafür funktioniert der Schlüssel aber auch seit 63 Jahren tadellos.