Ferrari versus Ford – und was Hollywood daraus machte
15.11.2019
Die Latte liegt hoch, wenn man einen Le-Mans-Film machen will, denn Steve McQueens Film von 1970 ist legendär. Wer sich also an dieses Thema heranwagt, muss schon ein paar gute Ideen haben, damit das Publikum überzeugt werden kann.
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Die Drehbuchschreiber rund um James Mangold nahmen sich eines immer wieder gerne kolportierten Themas an und stellten den Kampf Ford gegen Ferrari in den Mittelpunkt. Bekanntlich versuchte Ford anfangs der Sechzigerjahre Ferrari zu kaufen, was der Commendatore (mit Fiat) verhinderte. Henry Ford II entschied darauf hin, die “Spaghetti-Fresser” bei sich zuhause zu schlagen, so zumindest wird es im Film dargestellt.
Im Zentrum des 2,5 Stunden langen Films stehen aber zwei Männer, ohne dies es vielleicht die vier Siege in den Jahren 1966 bis 1969 nie gegeben hätte: Carroll Shelby (verkörpfert von Matt Damon) und Ken Miles (Christian Bale).
Nun ist der Film “Le Mans ’66” (oder “Ford v Ferrari” keine geschichtliche Dokumentation sondern eine gut erzählte Geschichte, entsprechend werden Dinge ausgeblendet, andere überbeleuchtet. So erfährt man nichts davon, dass mit dem Lola GT die Basis für den Ford GT40 gekauft wurde und dass es drei Anläufe brauchte, bis der GT40 in Le Mans gewann, wobei immerhin der Fehlschlag 1965 im Film vorkommt. Auch die riesigen Personalressourcen und die praktisch unbeschränkten Mittel, die Shelby einsetzen konnte, so etwa fünf Motorenprüfstände, sind kaum ein Thema, der Erfolg wird vielmehr Shelby und Miles zugerechnet, wie es halt für eine gute Heldengeschichte passt. Und auch wenn die Schlussszene typisches Hollywood-Emotionskino ist, so ging es Carroll Shelby doch auch in Wirklichkeit nahe, dass Ken Miles 1966 der Sieg sozusagen gestohlen worden war.
Wenn man einmal davon absieht, dass einige Dinge arg überzeichnet und andere doch zumindest nicht ganz korrekt wiedergegeben sind, dann kann man sich im Kino über einen wirklich gut gemachten Rennstreifen freuen, in dem die Autos eine wichtige Rolle spielen und in dem sie sehr realistisch daherkommen. Das beginnt schon mit dem Aston Martin DBR1 von 1959, den Shelby damals zum Le-Mans-Sieg fuhr. Und es setzt sich bei den Rennen mit der Shelby Cobra fort, mit denen Ken Miles bewies, dass mit ihm zu rechnen ist. Und die Rennwagen sowie das ganze Le-Mans-Startfeld des Jahres 1966 sind sehr gut getroffen. Auch die Fahrszenen wirken realistisch, auch wenn allzuoft mit seitlichen Zehnzentimeter-Abständen über die Mulsanne gebrettert wird. Und wie es in diesen Hollywood-Filmen so üblich ist, haben die Fahrer immer Zeit, sich bei 200+ km/h zu mustern. Zudem wird natürlich zuviel geschaltet, schliesslich hatte der GT40 Mk II nur vier Gänge, im Film sind es gefühlte sechs oder sieben. Andere Filme (z.B. Bullit) trieben es in dieser Hinsicht allerdings viel schlimmer.
Es sei kaum CGI (Computer Generated Imagery) eingesetzt worden, die Fahrszenen und auch die Unfälle basieren auf realen Fahrzeugen. Natürlich wurden keine Originale geopfert, dafür aber fleissig nachgebaut. Das Ergebnis stimmt und macht Freude anzuschauen.
Langweilen muss man sich in den 150 Minuten, die der Film dauert, jedenfalls nicht. Als Auto-Fan hätte man natürlich gerne noch mehr Fahrszenen gesehen, aber die Story ist auch so gut umgesetzt.
“Le Mans ’66” läuft ab jetzt im Kino, ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Einen Eindruck bietet der Trailer: