Der erste Škoda Octavia erschien vor genau 60 Jahren und läutete die allgemeine Mobilität in der Tschechoslowakei ein. Spät aber immerhin. Die Industrie wurde im Zeiten Weltkrieg kaum beschädigt, konnte produzieren und so verspürte das neue Regime keinen Bedarf zu modernisieren und vergrössern. Dazu fehlten auch die nötigen Devisen.
Zwar wurden nach 1945 sieben verschiedene Typen von Personenwagen produziert, die Stückzahlen waren aber klein. Der Bedarf der Bevölkerung vermochte so nicht befriedigt werden. Viele Autos gingen als Devisenbeschaffer in den Export, hauptsächlich nach Deutschland, Holland, Skandinavien, aber auch nach Südamerika und Neuseeland, wo aus Octavia-Komponenten der Geländewagen Trekka produziert wurde.
Nicht nur die Technologie, z.B. der schwache 1,1-Liter-Motor, war rückständig, auch die Fertigung an den Fliessbändern zeigte sich als ineffizient. Sie erinnerte stark an die Fliessbänder bei Ford in den frühen Jahren.
Viel Handarbeit, Improvisation war nötig. Es herrschte auch Mangel an Material und Zubehör.
So wurde beim Vorgänger des Octavia, dem Spartak Typ S 440, zeitweise nur ein Scheibenwischer montiert. Der Spartak wurde 75’000 mal produziert, der Octavia ca. 275’000, das Felicia Cabriolet 15^000 und der Kombi über 50’000 mal – ein bescheidener Ausstoss für fast 20 Jahre!
Das Werk benutzte für die Wagentypen schon seit den Dreissigern immer wieder dieselben Namen… So gab es schon früh einen Popular, einen Rapid oder das Flaggschiff Superb, und dann auch eine Felicia.
Wie man auf den Namen Octavia kam, wissen die wenigsten. Als 1959 die ersten Wagen des Typs Š 445 auf den Markt kam, war dies der achte Typ seit dem Weltkrieg. Die Bezeichnung 445 verschwand und vom Griechischen und Lateinischen wurden die Worte „ochto, octo“ ausgeliehen, so entstand der Name Octavia.
Sehr beliebt, aber leider damals auch sehr teuer war der Škoda STW, ein praktischer Kombi.
Um auch an den Wettbewerben teilnehmen zu können, homologierte Škoda im Jahr 1960 den TS 1200 Touring Sport mit stärkerem Motor (Bild oben). Erfolge an der Rallye Monte Carlo blieben nicht aus. In Skandinavien war Škoda als billiger und „frisierbarer“ Wagen für Rallyes sehr beliebt.
Die Baureihe ergänzte damals ein schmuckes Cabriolet namens Felicia mit gleicher Mechanik, aber zwei anstatt einem Vergaser.
Dieser Tage wurde in Prag, also nicht an einem Autosalon, der Octavia der vierten Generation der Welt vorgestellt. Eine gelungene Show im Beisein von Journalisten vieler Länder begleitete die Enthüllung der drei Octavia Karosserietypen. Selbst der tschechische Premier Andrej Babis kam und blieb die ganze Zeit. Fast schüchtern fragte er, ob es sich ins Auto setzen darf! Und dann lauschte er nur noch dem fachmännischen Kommentar eines der Vorstandsmitglieder.
Der neue Octavia ist äusserlich nur zwei Zentimeter länger als sein Vorgänger, und die Karosserieretuschen wurden sehr behutsam ausgeführt. Viel wichtiger sei es, wie Škoda-Chef Bernhard Maier betonte, dass das Auto bereits heute für die Zukunft ausgerüstet werde. Auf den ersten Blick ist das Armaturenbrett übersichtlicher und ein 10 Zoll grosses Display bietet viele Funktionen. Das Interieur ist freundlicher gestaltet als bisher und kann auch hell ausstaffiert werden.
Genau wie damals, ist auch der aktuelle Octavia Kombi der meistverkaufte Wagen von Škoda Auto, seit Volkswagen die Firma übernommen hat. Ob es Octavia wie der Golf dereinst auf acht Generationen bringen wird, ist noch abzuwarten. Škoda Auto gilt heute als profitabler als Audi, ein gutes Vorzeichen für eine Fortsetzung der erfolgreichen Karriere.
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