Persönliche Erinnerungen an Ayrton Senna
01.05.2019
Heute vor 25 Jahren verunglückte Ayrton Senna nur einen Tag nach Roland Ratzenberger. Ein Vierteljahrhundert ist vergangen, seit "die Sonne vom Himmel fiel".
Der unglaublich talentierte brasilianische Rennfahrer Ayrton Senna verunglückte am 1. Mai 1994 in Imola tödlich. Nicht nur der Brasilianer musste an jenem schwarzen F1-Wochenende sein Leben lassen, auch der österreichische Debütant in der Königsklasse, Roland Ratzenberger fiel im Simtek einem technischen Gebrechen zum Opfer. Beide hatten im schnellsten Streckenabschnitt zwischen Start und Tosa-Kurve Probleme mit ihren Fahrzeugen und konnten die Unfälle leider infolge des hohen Tempos nicht mehr verhindern.
Doch das ist traurige Geschichte und wir alle wissen noch haargenau, was damals passiert ist. Die meisten Leute, die heute über dreissig Jahre alt sind, und nicht nur die hartgesottenen F1-Freaks wissen noch heute, wo sie an jenem Sonntag standen, sassen oder lagen, als sie die Meldung vom Tode Sennas erreichte. Es fühlte sich an, wie wenn in diesem Moment die Sonne vom Himmel gefallen wäre.
Nicht nur in seiner Heimat Brasilien wurde er zum Mythos, auch die Japaner verehrten ihn wie einen Gott. Und ich würde sagen, dass der gesamte Erdball seine grosse Anteilnahme zeigte. Allein der Name "Senna" wurde zu einer weltweiten Marke, sogar für diejenigen, die noch nie einen Rennwagen in Action gesehen haben. Davon zeugt, dass selbst heute, ein Vierteljahrhundert nach dem Tod der beiden Rennfahrer, fast alle namhaften Zeitungen dieser Erde mehr oder weniger Platz für irgendwelche Erinnerungen an das tragische Imola-Wochenende von 1994 freiräumen. Wenn es einen Rennfahrer gab, der die Renngemeinschaft zu Lebzeiten spaltete und in seinem Tod aber wieder vereinte, dann war das einzig und allein Ayrton Senna.
Auch ich möchte zum heutigen Tag meine schönste Senna-Erinnerung kundtun: Man schrieb das Jahr 1991, als das zweite Rennen der Saison nach Phoenix (Arizona) in Interlagos (Brasilien) stattfand. Die damals neu gegründete Senna-Foundation (Sennas Stiftung für bedürftige brasilianische Kinder) lud zu einem Apéro mitten in Sao Paulo ein.
Wir alle bekamen Einladungskarten, die wir beim Betreten des Saales in eine Sammelbox werfen mussten. Wir wussten nicht, dass damit ein Preisausschreiben verbunden war. Ayrton war persönlich anwesend und es war ein äusserst gelungener Abend. Da wir in unserer Runde jedoch noch zum Essen gehen wollten, verabschiedeten wir uns irgendwann, doch am Ausgang hörte ich zufällig über den Lautsprecher klar und deutlich meinen Namen. Meine Kollegen wunderten sich genauso wie ich selbst, was denn jetzt los sei. Ich ging also nochmals zurück, um herauszufinden, was Sache war.
Ayrton stand im Anzug auf der Bühne mit seinem Helm in der Hand. Ich wurde zu ihm auf die Bühne gebeten, wo er mir feierlich den Helm überreichte. Meine Eintrittskarte wurde als Dritte gezogen. Der erste Preis war eine Enduro Maschine, der zweite ein Rennrad und ich bekam den den von ihm signierten Helm.
Wie war ich für einmal froh nicht den ersten Preis gewonnen zu haben. Nicht ganz einfach war es dann aber, dieses begehrte Stück, in den Nationalfarben Brasiliens, heil durch Sao Paulo zu bekommen, ohne einem Überfall zum Opfer zu fallen. Wir organisierten eine einfache unverfängliche Plastiktüte und blieben den ganzen Weg in der Gruppe zusammen.
Nicht nur der Helm bereitete mir grosse Freude, fast noch wichtiger war, dass Senna mich von nun an auch wirklich kannte. So passierte es Monate später in Montreal, am Montag nach dem Rennen in der berühmten Einkaufsstrasse, der "Rue Catherine", dass mir plötzlich jemand in der Warteschlange zum Kaffee auf die Schulter klopfte und sagte: "Hi Daniel, how are you". Es war der Mann der die F1 über viele Jahre prägte und noch heute, satte 25 Jahre später, unvergessen ist und es für mich, wie für viele andere wohl auch immer bleiben wird.