In Erinnerung an Herbert Müller, dem alles zu langsam war …
Eine ganz besondere Buch-Vernissage für ein ganz spezielles Buch fand vor einer Woche (am 22./23. Mai 2021) anlässlich des "Herbert Müller Memorial Day" im "Restaurant Forellensee" in Zweisimmen im Kanton Bern statt.
Das Buch ist einem Mann gewidmet, der man kaum als Rennfahrer eingestuft hätte, wenn man ihm damals begegnet wäre. Eher hätte man auf einen folkloristischen Musikmacher mit einem “Schwyzerörgeli" getippt.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Sohn Daniel Müller, daherkommend wie Berggeist Rübezahl, hat seinem Vater nach rund sechs Jahren Vorarbeit eine umfangreiche Biografie gewidmet, unterstützt von McKlein Publishing, zwei Autoren und Porsche. Herausgekommen ist ein dicker “Schinken”, den es sich zu lesen lohnt. Dies wurde am vergangenen Wochenende schnell klar, denn seine damaligen Kollegen sprachen nur in höchsten Tönen vom Ausnahmerennfahrer Müller.
(Porsche Mannen, von links nach rechts: Mader, Geyr, Deutsche, Brunn, Müller, Ahrens und Schäffer)
Dr. Schäffer, Motoren-Ingenieur und Motoren-Abteilungsleiter bei Porsche (1963-1990): "Da kam der Herbert zu Fuss bei einem Schweizer Bergrennen zu mir und verlangte nach einem «Sägeli», keiner wusste was er da genau wollte. Er meinte dann dass er ein abgebrochenes Pleuel an seinem Auto hätte, das er aber reparieren könnte, nur müsste er es absägen, was er dann auch tat und nach rund zwei Stunden stand er dann auch da."
Heini Mader (Rennmotoren-Experte) auf die Frage, ob der Herbert denn seriös war: "Natürlich war er ernst, denn wenn man diese Resultate erzielt, kann man nicht mit den Sachen spielen. Ich sah ihn beim Bergrennen Mitholz-Kandersteg mit dem Norton F3 zum ersten Mal und schon da hat er gleich mal alle nass gemacht. Als ich bei Jo Bonnier war und der Herbert mit ihm den T70 fuhr, lernet ich ihn besser kennen.
Kurt Ahrens (Rennfahrerkollege): "Ich erinnere mich an ein Rennen auf dem Österreichring. Herbert fuhr da gemeinsam mit Jo Bonnier im Lola T70 und ich mit Siffert im Porsche. Er erinnerte mich sehr an meinen Vater, denn beide waren permanente Zigarrenraucher und ich liebte das Inhalieren dieses Geschmackes. Herr Piëch meinte zu mir: Herr Ahrens wir müssen hier unbedingt gewinnen, geben sie alles. Das tat ich auch und provozierte einen Unfall, natürlich mit Herbi. Im schnellen "S" berührte ich den Lola und beide Autos waren beschädigt. Wir unterhielten uns liebevoll wie gute Freunde über den Unfall, wir waren beide nicht als Werksfahrer unterwegs und liebten einfach den Motorsport, der unser beider grosses Hobby war. Wir passten einfach zusammen und wenn ich noch heute das Foto von der Siegerehrung mit Siffert, Bonnier, Müller und mir sehe, dann macht mich das immer noch sehr, sehr traurig."
Sigi Brunn (Rennfahrerkollege): 1977 telefonierte ich mit Herbert Müller, er wollte den Ferrari 512 verkaufen. Schlussendlich aber kam der Deal nicht zustande und ich kaufte einen 908/3 von Joest. Stumpen-Herbi fuhr dann aber später mit mir in Monza und wir qualifizierten uns im vorderen Mittelfeld. Nach dem Start kam er als Führender aus der ersten Runde zurück. Er hatte all die stärkeren 935 überholt. Wir waren fassungslos. Er war wild, aber immer sehr besonnen. Leider schieden wir dann nach dem Boxenstopp mit Elektrikproblemen aus.
Und auch die Porsche-Rennmechaniker erinnern sich an den schnellen Eidgenossen: "…. wenn man dann halt die Kisten in einer Nacht zusammenflicken musstest, war das nicht immer ganz so toll."
Marc Surer: "Beim 1000km-Rennen auf dem Nürburgring 1981 hatte ich am Samstag in den Boxen noch mein letztes Gespräch mit Herbert. Gott sei Dank sass ich nicht im Auto als der schreckliche Unfall passierte. Dieter Quester wurde am Ort der Tragödie gestoppt."
Selbst ich, der Autor dieser Zeilen, erinnere mich noch ganz persönlich an den Stumpen-Herbi, denn ich durfte beim 1000km-Rennen von Monza schon als kleiner Junge in seiner Box stehen und das Renngeschehen aus nächster Nähe verfolgen, während mein Vater draussen fotografierte. Kaum hatte Herbi das Auto an seinen Kollegen übergeben, nahm er einen grossen Schluck aus der Wasser-Flasche, kam zu mir und fragte: "...ob mir denn die Rennatmosphäre gefallen würde?"
Anlässlich des Herbert Müller Memorial Days waren im Restaurant Forellensee neben zwei Rennwagen (Ferrari 512S und Sauber C5), die Herbert Müller selbst noch fuhr, auch diverse Erinnerungsstücke an seine Karriere zu bewundern.
Ein Porsche-Treffen und eine kleine Rallye zum Genfersee und zurück mit diversen Sonderprüfungen und einem Besuch im Museum der "Hervé Foundation" rundeten die schöne und gut besuchte Veranstaltung ab.
Eindrücke vom Herbert-Müller-Wochenende gibt es auch in einer Fotogalerie , die am 22./23. Mai 2021 entstanden ist und natürlich mit umfangreichen Bildlegenden ausgestattet ist.





















