Spannende Zeiten
08.05.2021
Vor 110 und mehr Jahren müssen es spannende Zeiten gewesen sein, fast täglich entstanden neue Autofirmen, Innovationen und Verbesserungen jagten sich im Automobilbau. Was im Jahr 1899 noch als super galt, war 1905 schon komplett überholt. Die Formen änderten sich genauso wie die Technik. Als Beispiel sei hier auf den Egg & Egli Rapid Patentmotorwagen von 1899 verwiesen. Dieser Zweisitzer schaffte 45 km/h, beförderte zwei Personen (mit Anhänger vier) und hatte eine Reichweite von 100 Kilometern. Die Reichweite war nicht durch den Benzintank beschränkt, darin war nämlich Platz genug für den Treibstoff für 200 Kilometer. Nein, es war das Kühlwasserreservoir (im hinteren Kotflügel), das alle 100 Kilometer nachgefüllt werden musste.
Trotz gewissen Einschränkungen war das Dreirad auf der Höhe der Zeit, doch schon fünf Jahre später wollte niemand mehr ein solches Fahrzeug haben, denn nun gab es schnellere und einfacher zu bedienendere Vierrad-Autos.
Egg & Egli war nur eine von Tausenden von Firmen (Stichwort
“Verschwundene Marken”
), die kamen und gingen.
Heute fühlt es sich wieder ähnlich an. Überall werden Startups oder neue Firmenteile gegründet, um beim Boom der Elektroautos (und der Elektromotorräder oder -roller) dabei zu sein.
Und genauso wie vor 120 Jahren schafft eine Technologie, die sich schnell durchsetzt, die Chancen für frische Ideen, innovative Formgebungen und neue Unternehmer.
Gerne wäre ich in den Nullerjahren des 19. Jahrhunderts (1900-1910) dabei gewesen, aber wenigstens kann ich jetzt die “Geschichte” der Elektrifizierung des Automobils und des Motorrads selber mitverfolgen, auch wenn ich dem klassischen Hubkolbenmotor sicherlich noch manche Träne nachweinen werde …
P.S. Ein umfangreicher Rückblick auf die Entwicklungen des Schweizer Autopioniers Rudolf Egg, der auch den Egg & Egli Rapid entwickelt hat, wird in der SwissClassics Revue 3/2021 publiziert.