Wir brauchen normale Autos
22.04.2018
Es war in den Dreissigerjahren, als Louis Renault erkannte, dass er andere Autos bauen musste, um gegen die Krise anzukämpfen. In den Jahren 1929 bis 1934 verkauften sich die stolzen und luxuriösen Limousinen immer schlechter, Renault musste neue Käufersegmente ansprechen. Als Losung gab er heraus: “Wir brauchen normale Autos”. Und als Definition für “normal” prägte er die Formel: 4 Plätze, 4 Sitze, 4 Türen und 1000 kg.
Der erste Wurf war der Primaquatre, aber dieser Wagen war immer noch zu teuer für die Kaufkraftverhältnisse in Frankreich. Einen richtig grossen Schritt vorwärts machte Renault dann mit dem Juvaquatre, denn dieser Wagen war selbsttragend karossiert und er unterbot das Gewichtsziel deutlich.
Zwar gab es ihn ab 1937 nur zweitürig, aber ab 1939 folgte dann die viertürige Variante, deren beide Türen in der Mitte angeschlagen waren. Das heisst, die Vordertüre öffnete nach hinten, die hintere nach vorne.
Der Juvaquatre war ein Erfolg, als Limousine wurde er bis 1948 gebaut, bis ihn der 4CV ersetzte. Als Kombi aber fertigten die Franzosen den Wagen noch bis 1960.
Dass der Wagen erfolgreich sein konnte, spürt man sofort, wenn man sich selber ans Lenkrad setzt. Denn auch mit über 70 Jahren auf dem Buckel fährt sich der Wagen angenehm, mag mit seinen 20 PS auch Steigungen erklimmen, während die rechte Hand fleissig zwischen dem zweiten und dritten Gang des Dreiganggetriebes hin- und herschaltet.
Vielleicht wäre Louis Renaults Losung auch heute wieder angebracht, denn “normale” Autos wurden im stark regulierten und engen Verkehr sicherlich auch wieder Sinn machen. 1000 kg, vier Türen, vier Plätze und vielleicht 100 PS? Das müsste doch passen ...