Nur noch zur Dekoration? Was tun nach der Einstellung der UKW-Sender in der Schweiz?
Ersetzten oder sich mit etwas anderem behelfen? Das Radiomobile im Jaguar XJ war ein Originalzubehör, als LW und MW-Gerät und mit 8-Spur-Deck hat es aber schon länger ausgedient. In den Schacht liesse sich aber ein modernes Radio einbauen.
Per 1.1.2025 haben sich die staatlichen Radiosender in der Schweiz von der Ultrakurzwelle UKW verabschiedet. Wir haben über das seit Längerem angedrohte Ende bereits berichtet. Das heisst, die Programme von SRF 1, 2 und 3 sind nur noch via DAB + (Digital Audio Broadcasting) oder per Stream über den Äther zu empfangen. Den Privatsendern wird noch eine gewisse Frist gewährt, dann ist auch dort Schluss beim analogen Senden. Natürlich heisst das nicht zwingend das Ende des Autoradios. Das gute, alte Becker Mexico oder Blaupunkt Frankfurt lässt sich sogar auf DAB + umbauen, bei den Amerikanern war dies übrigens schon länger nötig, denn die Mittelwelle hat sich aus der Schweiz schon im Dezember 2008 definitiv verabschiedet. Aber viele alte Radios werden ohne UKW-Sender wohl obsolet. Das ist nicht nur schade, es geht uns auch eine gewisse Alltagskultur damit verloren. Ich versuche allerdings trotz meines Ärgers das mit Fassung zu tragen und das Beste daraus zu machen. Auf jeden Fall wird es spannend, selbst wenn mir die meisten Alternativen momentan eher wie ein Gebastel denn wie eine zuverlässige Lösung vorkommen.
Gut, wenn ich künftig also Musik im Auto hören will, kann ich das weiterhin tun: Ich besorge mir beispielsweise eine Boombox und streame direkt vom Handy rein und behalte das alte Autoradio als Dekoration – und um das Loch passabel zu stopfen – im Armaturenbrett. Bei meinem Amerikaner war das Rundfunkgerät beispielsweise eine originale Option und es passt darum samt seinen Knöpfen und der Gestaltung der Skala perfekt zum Rest des Instrumententrägers. Funktioniert hat das Motorola 821 in meinem Besitz allerdings nie. Es schwieg bereits, als ich den Wagen vor über 10 Jahren gekauft habe. Und ein hoffnungsvoll darauf angesprochener Experte für die Restauration alter Radios meinte einst sogar, ich könne mir den Aufwand es reparieren zu lassen getrost sparen, es töne auch in perfektem Zustand «sch…se». Nun denn.
Das Motorola 821 – ein Originalzubehör für DeSoto-Modelle von 1952 und 1953 – spielte nie UKW, in der Schweiz war es somit schon seit 2008 obsolet. Es liesse sich aber auf aktuelle Technik umbauen.
Eine andere Lösung wäre es, mir einen Adapter zu kaufen, der mir – gespiesen aus allerlei Quellen, das könnte auch ein DAB-Radio sein – ein UKW-Signal direkt in die Antennenbuchse des verbauten Radios sendet. Irgendwo in meinem Fundus liegt sogar ein «RediRad» eines amerikanischen Tüftlers herum. Er hatte mir dieses Gerät genau nach den Bedürfnissen für mein Motorola 821 aus dem DeSoto konfiguriert: Für 6-Volt Betriebsspannung und mit der Masse an Plus. Aber richtig, der alte Röhrenempfänger funktioniert ja gar nicht…! Damit würde sich also doch ein Umbau desselben empfehlen, dann aber gleich das volle Programm mit eingebautem DAB und neuem Lautsprecher! Die alte Röhrentechnik ist dann allerdings weg – und das hält mich davon ab! Die einzige valable Lösung wäre es wohl, ein weiteres defektes Motorola 821 zu besorgen und dieses dann umbauen zu lassen, so dass ich das Originalgerät zur Seite legen könnte. Die Kosten will ich mir aber vorerst noch sparen, obwohl beispielsweise Timo Gschwendtner vom «Wunderbar Custom Radio Shop» hier ganz hervorragende Arbeit leistet. Bei ihm bleiben sämtliche Eigenschaften eines historischen Radios erhalten. Sie haben beispielsweise ein altes US-Radio mit fussbetätigtem Sendersuchlauf? Dieses kann er retten, selbst wenn das Gerät nach seinem Umbau auch DAB spielt und Bluetooth-Verbindungen eingeht.
Wenn die Bordelektrik mit 12 Volt funktioniert, sehe ich im Übrigen weit weniger Probleme. Denn dafür gibt es allerlei Helferchen und Geräte, die Töne von sich geben können, ja sogar das Handy wird hier mitgeladen, ebenso eine Boombox. Nach einigen Recherchen habe ich festgestellt, dass dies auch bei 6 Volt funktionieren kann. Alles, was es dafür braucht, ist ein entsprechender Stecker, der 6 Volt als Eingangsspannung in die nötigen 5 Volt Ladespannung heruntertransformiert. Nach Konsultation einschlägiger Foren kann das fast jeder normale Adapterstecker für den 12 oder gar 24 Volt Zigarettenanzünder, nur bei einem i-Phone brauche das zwingend einen Original-Adapter von Apple. Das wären somit hervorragende Neuigkeiten! Ich werde das dereinst ausprobieren und hier die Erfahrungen wieder teilen! So können sowohl Handy wie Lautsprecher unlimitiert lange betrieben werden, ohne dass man auf deren Akkukapazität angewiesen wäre.
Im VW-Transporter diente mir das nicht sehr leistungsstarke 6-Volt Röhren-Radio schon länger primär dazu, das Loch im Armaturenbrett zu füllen. Immerhin schaffte es aber den UKW-Empfang. Da nicht original, werde ich es nun ausbauen. Das gibt mehr Platz auf der Armaturenbrettablage. Die entsprechende Abdeckblende ist neu sogar wieder zu haben. Was dereinst folgen soll steht noch offen.
Etwas schwieriger ist hingegen der Radioempfang – oder genauer: der komfortable Radioempfang wie ich ihn bisher gewohnt war. Denn grundsätzlich wünschte ich mir einfach die Fortführung des bisherigen Rituals. Das heisst: Motor starten, losfahren, Motor warmfahren und wenn nichts ungewöhnlich tönt unterwegs das Radio einschalten und den Sender ein-tunen. Bei mir ist dies vorzugsweise der Schweizer Kultursender SRF 2. Dessen Geschwätz ist dasjenige, welches mich meistens am wenigsten nervt. Und klassische Musik beruhigt mich beim Fahren. Eine Stadt wie Zürich, zur Stosszeit durchfahren und begleitet von Camille Saint-Saëns Symphonie Nummer 3, die «Orgelsymphonie», ist auf diese Weise ein einigermassen erträgliches Erlebnis. Das funktioniert aber auch für andere Städte, wobei sich die Werke natürlich adaptieren lassen. Bach übrigens hat eine ähnliche, vielleicht sogar universellere Wirkung. Aber auf den mannigfaltigen Musikgeschmack will ich mich hier gar nicht erst einlassen. Und es stimmt auch, dass ich diese Form der akustischen Begleitung dann sowieso ab Konserve geniesse. Mein wunder Punkt liegt damit beim gesprochenen Radioprogramm. Einerseits will ich die News erfahren, andererseits interessieren mich meist auch die Verkehrsmeldungen. Ich WILL also einfach Radio im Auto, ich mag das. Zu aller Begeisterung für die alte Technik und die damit verbundenen Geräusche und akustischen Eindrücke beim Fahren will ich auch einen passenden Soundtrack dazu. Die einzige Ausnahme bildet ein offenes Auto oder ein Sportwagen. Im Caterham braucht kein Mensch ein Radio.
Meine 12-Volt-Autos werden somit wohl ein neues Radio erhalten, damit wird zwar das originale, ab Werk eingebaute Gerät seinen Stammplatz verlieren. Dank DIN-Schacht ist das aber zu verschmerzen, zudem gibt es eine ganze Reihe von Radiogeräten, die optisch sehr nahe an jene Optionen heranreichen, die bereits Mitte der 1980er-Jahre erhältlich waren, nun allerdings mit Bluetooth-Anbindung fürs Handy, DAB und so weiter und damit auf dem aktuellen Stand der Technik. Auch hier gilt: das alte Radio sollte man sich aber in jedem Fall aufbewahren. So richtig-richtig schade finde ich die UKW-Abschaltung allerdings nicht in erster Linie für meine Autoradios. Mögliche Lösungen habe ich soeben beschrieben. Am meisten werde ich meinen Lieblingssender aus meinem alten «Blaupunkt Ideal Capri Deluxe» Röhrenradio vermissen, das Zimmergerät, das mir in der Werkstatt dient. Seit 1958 leistet die riesige, schwere Kiste unverdrossen ihren Dienst. Zunächst war es das Küchenradio meiner Grosseltern. Zuweilen eigehüllt in Kaffeedampf und von Dunstschwanden umgeben hat es nie seinen Dienst quittiert – bis jetzt. Gewiss, ich könnte auch hier das DAB-Radiosignal mit einem kleinen Sender über die Antenne einspeisen und so den Originalsound erhalten. Aber es ist nicht mehr dasselbe! Am Rad zu drehen, um das magische Auge dazu zu bewegen, dass die beiden grünen Leuchtbalken in der Röhre sich berühren und damit anzeigen, dass der Sender perfekt eingeregelt ist, sind Tempi passati!
Am Ende aber ist es grundsätzlich fraglich, ob es DAB + in 20 Jahren überhaupt noch geben wird und wir uns hier nicht erneut durch den Technologiewandel zu einem Rennen hingeben, das in regelmässigen Abständen den Ersatz der entsprechenden Empfangsgeräte verlangt. Fest steht, die Abschaltung ist ganz gewiss nicht nachhalt























