Meine erste Fahrt im richtig alten Auto
Uralt waren in meiner Vorstellung bisher jeweils auch Autos, die noch im Jahr 2000 oder sogar später gebaut worden sind, denn sie sind ja oft trotzdem noch älter als ich selber. So dachte ich zumindest, bevor ich mein Praktikum bei Zwischengas begonnen habe.
Letzte Woche habe ich dann festgestellt, dass Autos wie unser Peugeot aus dem Jahr 2009 bei weitem nicht als uralt bezeichnet werden können. Denn ich hatte die Möglichkeit, ein Auto zu fahren, das nun wirklich sehr alt war. Im Rahmen der Fotoproduktion des Austin A30 von 1958 konnte ich mit dem Van eine Runde in der Altstadt von Bülach drehen.
Die Optik britischer Wagen finde ich allgemein sehr ansprechend und so gefiel mir auch dieser Lieferwagen, vor allem die vielen Chromapplikationen, insbesondere die Kühlerfigur. Speziell aufgefallen ist mir, dass die Seitenspiegel so weit vorne auf der Motorhaube platziert waren. Dies war mir neu, da ich das von modernen Autos so nicht kenne.
Da ich meinen Führerschein erst vor zwei Monaten absolviert habe, hatte ich zugegebenermassen ziemlich Respekt davor, mit einem so alten Auto zu fahren. Vor allem habe ich befürchtet, dass ich nicht bis zu den Pedalen kommen werde und der Sitz sich nicht verstellen lässt. Die Sitze fand ich übrigens um einiges bequemer als die Sitze moderner Autos. Redaktions-Kollege Martin platzierte darauf den Sitz mit Ach und Krach so, dass ich eine mehr oder weniger gute Rundumsicht hatte.
Danach liess ich mir alle Knöpfe erklären, denn diese waren für mich auf den ersten Blick nicht verständlich. Speziell aufgefallen ist mir dabei der Blinker, der mich an einen Drehknopf von einem Kochherd erinnerte. Auch der lange Schalthebel, der bis zu den Füssen reichte, fand ich sehr interessant. Nach der kleinen Instruktion war ich dann also startklar.
Meine Vermutung, dass mir das Anfahren nicht gelingen würde und ich das Auto sowieso abwürgen würde, bestätigte sich erstaunlicherweise nicht, denn der Schleifpunkt liess sich leicht finden und so rollte ich ohne grosses Ruckeln los.
Mit Martin als Unterstützung drehte ich dann also mit 15 km/h in der Altstadt von Bülach mehrere Runden um das alte Rathaus, das übrigens farblich perfekt zum Van passte. An die Dimensionen des Autos musste ich mich zuerst einmal gewöhnen, da der Wagen ungewohnt schmal war. Zu meiner Überraschung war der Einschlag des Lieferwagens sehr gut, das Auto war wendig und liess sich leichtgängig durch die Gässlein führen. Das Herausnehmen vom Blinker ging mir mehrere Male vergessen, da ich mir das Klick-Geräusch der modernen Autos gewohnt war, das einem darauf aufmerksam macht, den Blinker wieder rauszunehmen. Erst als ich mir dann die Bilder durchgeschaut habe, ist mir aufgefallen, dass der Austin ja neben den Blinkern auch noch Winker wie damals aufwies. Ich habe mir davor nie Gedanken darüber gemacht, dass die verschiedenen Elemente des Autos früher anders funktioniert haben und so habe ich wieder etwas dazugelernt.
Danach durfte ich für die Fotoproduktion auch noch alleine eine Runde drehen. Dabei fiel mir auf, wieviel Aufmerksamkeit so ein altes Auto auf sich zieht und dass sich viele Leute daran erfreuen. Während der ganzen Foto-Session sind immer wieder Personen einen Moment stehen geblieben und haben das niedliche Auto freundlich betrachtet.
Als dann alle Fotos im Kasten waren, hatte ich auf dem Rückweg zur Garage noch eine kleine Fahrstunde mit Martin. Ich sollte nun lernen, wie man bei einem alten Auto richtig schaltet, damit es beim Gangwechsel nicht kratzt. Und zum Schluss hat er mir noch beigebracht, wie man Zwischengas gibt. Nun weiss ich also auch ausserhalb des Büros, was es mit Zwischengas auf sich hat.