Die berühmte Abkürzung
Die Versuchung ist gross: Ein Auto mit einer 6-Volt Anlage mit einer 8-Volt-Batterie ausrüsten und den Regler entsprechend einstellen. In der Theorie funktioniert das, in der Praxis – womöglich. Gewiss braucht man bei 8 Volt keine Komponenten zu wechseln, besonders dann nicht, wenn bei den Verbrauchern längst nicht (mehr?) die geforderte Spannung angelegen hat. Es wäre also reizvoll, statt all der Arbeit mit Verbindern, Kabeln und Schaltern, einfach eine stärkere Batterie einzubauen, richtig?
Nun, meine Erfahrung mit Abkürzungen – die 8-Volt-Lösung wäre eine – sind leider nicht sehr gut. Denn Kritiker dieser Idee monieren zu Recht, dass eine intakte 6-Volt Anlage ihrer Aufgabe durchaus gerecht wird, halt mit den Abstrichen, die man mit einem Klassiker machen muss. Eine 8-Volt Batterie würde nur die grundlegenden Probleme der Elektrik kaschieren – Vernunft vs Wunschdenken. Es wäre allerdings zu schön gewesen, etwa beim VW T1. Den Graham-Page (Bild) würde ich sowieso nie anrühren. Er muss aber für ein anderes Beispiel herhalten.
Denn eine weitere, supereinfache Lösung schien es, die 6 Volt-Soffitten in den Winkern meines Graham-Paige 619 gegen moderne LED-Blinkleuchten auszuwechseln. Die Idee dahinter war, bei ausgeschwenkten Winkern statt nur eines roten Lichts quasi gleichzeitig einen Blinker auszufahren. Dies ohne eine entsprechende Verkabelung mit Relais einbauen zu müssen, da der 96-jährige Wagen in seiner originalen, unrestaurierten Gesamtheit erhalten werden soll. Ich weiss noch nicht einmal, ob ich in den Scintilla-Winkern einen eigenen Stromkreis für die Leuchte überhaupt reinpfrimeln könnte oder ob da alles irgendwie zusammenhängt. Und pendelnde Winker kommen für mich nicht in Frage, dazu wurden sie auch nie gebaut. Aber einfach eine Lampe, die selbstständig konstant blinkt, das schien mir ideal.
Der Verkäufer von Cagero, ein VW-Teile-Händler, hatte mich allerdings gewarnt: Die LED-Dinger verlangen minimal 5 Volt, sonst blinken sie nicht! Ihren Ursprung haben sie in der Umrüstung von VW-Winkern auf ein System, das im heutigen Verkehr leichter von den modernen Mitautomobilisten gedeutet werden kann. Richtig, da muss etwas blinken, sonst wird es übersehen.
Und siehe da, es funktionierte, ziemlich gut sogar! Einziges Problem sind die nicht sehr transparenten roten Einsätze der Winker, die viel Licht schlucken am Tag und – letztlich der Killer – der Umstand, dass bei voller Beleuchtung der beiden vorderen Funzeln, der Positionsleuchten am Torpedo und der einsamen Rückleuchte im Heck, den Winkern der Saft ausgeht. Dann blinkt nix! Leider bleibt das auch so, wenn die Lichtmaschine direkten Strom beim Fahren liefert. Also auch Nachts, wenn es besser sichtbar wäre, werden die Erwartungen nicht erfüllt. Somit Retour auf Feld «A».
Jetzt schwebt mir eine Art Add-On Blinkanlage vor, deren Leuchten man einfach auf die Stosstangen aufsteckt und mit vorverlegten Kabeln verbindet. Diese führen zu einem kleinen Kasten mit Schalter und integriertem, elektronischem Relais, den man unter dem Armaturenbrett einhängt und am Bordnetz per verstecktem Stecker anschliesst. Vielleicht funktioniert diese per Gedankenblitz ausgeheckte Lösung ja dann.