Erinnerungen an das Weinsberg-Coupé
Der kürzlich auf Zwischengas veröffentlichte Beitrag zur “Limousette” hat auch bei mir Erinnerungen wachgerufen.
Bei einem Besuch im saarländischen St. Ingbert öffnete Stefan Voit für uns die Tore zu seiner beachtlichen Kleinwagensammlung. Dieser Museumsbesuch hat für mich nicht nur einen sehr informativen Charakter gehabt, denn ein ganz spezielles Exponat weckte bei mir Kindheitserinnerungen.
Ein „NSU-Fiat Weinsberg 500“ – ein Fiat 500 „Nuova“ mit ganz besonderer Karosserie – war Mitte der Sechzigerjahre das erste Automobil meines Vaters und genau so ein Coupé stand in der alten Industriehalle dann plötzlich vor mir.
Die Gelegenheit nach knapp sechs Jahrzehnten ein Foto nachzustellen, das fast als einziges vom ehemaligen Familienauto erhalten blieb, ließ ich mir dann natürlich nicht nehmen. Zwar fehlte beim aktuellen Fototermin der große Bruder, doch auch der hätte den kleinen „Weinsberg“ mittlerweile deutlich überragt. Während ich auf der historischen Aufnahme kaum an die Gürtellinie des hübschen Wägelchens heranreichte, trage ich meinen Gürtel inzwischen sogar höher wie der sportlich angehauchte Zweizylinder.
Noch heute wird in der familiären Überlieferung berichtet, dass ich weinend am Fenster stand, als Vater die letzte Fahrt mit dem ersten eigenen Auto – eben jenem „NSU-Fiat Weinsberg 500“ – antrat, um ihn bei einem Bochumer Händler für einen „Jagst 2“ (entsprach in etwa dem Fiat 600) in Zahlung zu geben. Meine Aufforderung das rot-weiß lackierte Coupe doch zu behalten, dass ich es rund 16 Jahre später hätte fahren können, verhallten wohl nicht nur aufgrund der finanziellen Situation.
Ob dies ein „frühkindliches Trauma“ in mir auslöste kann ich nur vermuten, doch habe ich bis heute eine spezielle Beziehung zu alten Fahrzeugen. Und da nimmt der „Weinsberg“ nach wie vor eine ganz besondere Rolle ein. Schon vor Jahrzehnten habe ich angefangen Vaters Wagen nachzuspüren. Bislang erfolglos. Was sich in diesen Jahren aber ergab, war der Kontakt zu anderen Besitzern solcher Fahrzeuge. Unter anderem zu Willi aus Hennef, dem Vorbesitzer des in St. Ingbert zum Fototermin besuchten Coupés.
Willi und ich lernten uns über eine Suchanfrage in einer Oldtimer-Zeitschrift kennen. Er war wohl gut fünfundzwanzig Jahre älter als ich und seine Erinnerung an seinen ersten „Weinsberg“ betrafen sein erstes eigenes Auto. Doch auch er musste sich davon trennen und trug die wehmütigen Erinnerungen daran bis ins Rentenalter mit sich herum. Dann erwarb er ein unrestauriertes Exemplar aus dem Raum Heidelberg und verwandelte es mit viel Aufwand in das gezeigte Schmuckstück. Keine leichte Aufgabe, wenn man die Seltenheit des Typs bedenkt. Noch heute habe ich im Ohr, wie sich Willi über den auf einem Oldtimer-Markt erworbenen Satz neuer Original-Radkappen freute.
So manches Gespräch zwischen uns endete mit den Worten: „Wenn ich mal nicht mehr bin, dann kriegst Du den Wagen!“. So etwas ist natürlich schnell gesagt, aber Willi hätte es wirklich gern gesehen, wenn es so gekommen wäre. Und ich erst!
Aber als es dann ganz plötzlich soweit war, da ergab sich für mich ein Problem. Denn erst kurz zuvor war ich an meinen heutigen Wohnort umgezogen und hatte alle verfügbaren finanziellen Mittel in eine Immobilie gesteckt. Und so musste ich Willis Tochter – trotz ihrer sehr „wohlwollenden Preisgestaltung“ – in Bezug auf den Kauf ihres Erbstückes einen Korb geben.
Daraufhin ging dann der „Weinsberg“ nach St. Ingbert, wo er noch immer steht und wo ich ihm den bereits beschriebenen Besuch abstattete.
Es schwingt immer noch ein wenig Wehmut mit, dass das kleine Coupé nicht den Weg zu mir gefunden hat. Dennoch freue ich mich, dass das Auto Teil einer der spannendsten Kleinwagensammlung, die ich je gesehen habe, geworden ist.























