Alte Winter-Tricks
Ich fand es damals schön eingefasst unter einem im Originalmaterial angefertigten Häubchen, das massive Stück Gusseisen, welches am Kofferraumende gleich neben dem Reserverad in unserem Studebaker GT Hawk aus dem Jahr 1962 liegt. Der Quader ist so schwer, dass es wider Erwarten unmöglich ist, ihn mit einer Hand heraus zu nehmen. Der Grund für seine Existenz liegt an der Auffahrt zur Garage der Vorbesitzerin, die unseren 1962er Studebaker neu gekauft und bis 1996 gefahren hatte. Für das kurze Stück Weg oblag die Verantwortung zur Schneeräumung ihr allein. Und diese hat sie sich manches Mal gespart. Damit sie mit ihrem Auto trotzdem hochfahren konnte, liess sie das Gusseisenstück für mehr hintere Achslast in den Kofferraum ihres etwas kopflastigen Grand Turismo Hawk mit V8-Motor legen.
Schwerer Brocken: Unter der Abdeckung lauert ein Stück massives Gusseisen
Sandsäcke sind eine andere Geschichte, sie dienen aber in erster Linie demselben Zweck – als Gewichte. Dies ging soweit, dass ich mir früher solche Säcke hinter den charakteristischen Hörnern auf die Stosstange meines Citroën 2CV legte und diese mit einem Seil um die Scheinwerfer sicherte. Dies sollte helfen, mehr Gewicht auf die Vorderachse zu bringen. Der "Döschwo" war aber stets ein brillanter Wagen auf Schnee, die Sandsäcke waren ein zusätzliches Hilfsmittel, um eine Alphütte am Fusse des Pilatus-Berges im Winter auf frisch eingeschneiter Strasse (trotzdem) zu erreichen.
Ansonsten legte ich stets grösstes Vertrauen in die Steigfähigkeiten des Zweipferders – auch ohne besondere Massnahmen. Das konnte man von der Enten-Heizung weniger behaupten! Der Trick war, die meist schon reichlich ausgefransten Papprohre mit eingelegtem Zusatz-Schaumgummi und aussenliegendem Klebeband dicht(er) an die Heizwärmetauscher des 2-CV-Motors zu binden. Dasselbe galt auch für das Verteilerstück an der vorderen Spritzwand, wo eine Klappe die Verteilung zwischen der Defrosterdüse und dem Fussraum regelte. Damit aber der Motor überhaupt warm wurde, habe ich zum dafür vorgesehenen Schnäuzchen – der Kühluftbegrenzung, die man laut Betriebshandbuch unter 10 Grad Aussentemperatur vor das Gitter stecken konnte – meistens noch ein Kartonstück mit einem mehr oder weniger grossen Loch in der Mitte direkt auf das Gitter des Kühlerventilators mit Kabelbinder "festgenäht".
Rostete schneller als ich ihn fotografieren konnte, darum gibt's nur ein Sommerbild: Den 2CV habe ich als Stundent mit Klebeband, Karton und indischem Webteppich winterfest gemacht. Für Extra-Traktion sorgten Sandsäcke, die hinter die Stosstangenhörner gelegt wurden
Dies waren die Massnahmen auf Motorseite, um jedes Quäntchen Wärme in den Döschwo-Innenraum zu leiten. Ein anderer Trick, den mir einst ein alter Döschwo-Fahrer verraten hatte, war ein Stück Schaumgummi, das ich mir – zu einer Rolle geklebt – unter die vordere Sitzbank gelegt hatte respektive geklemmt, denn ihr Sinn war es, die Warmluft daran zu hindern, unter den hochbeinigen Enten-Sitzen hindurch einfach in den Kofferraum abzuhauen. So hingegen stieg die Motor-Abluft einem schön wärmend den Beinen entlang nach oben. Da meistens allein unterwegs, war mir das Raumklima auf der Rückbank ziemlich egal. Zu guter Letzt diente ein unter das Dach geklemmter, indischer Webteppich von korrekter Grösse dafür, dass die Wärme auch nicht sogleich durch das Dach entfleuchte – und er bot etwas Schalldämmung. Auch die Sitze waren mit einem solchen Tuchartigen, dicken Flickteppich bezogen und boten etwas mehr Wärme als das schwarze Kunstleder der Originalbezüge meiner Standard-Ente. Und bei Kreuzen mit Lastwagen schlug das geschlossene Faltdach weniger Hart auf die Spriegel auf, wenn die LKW-Luft-Bugwelle das dünnwandige Gefährt erfasste.
So war mein 2CV perfekt für den Winter gerüstet, nur gegen den Rost hatte ich damals kein probates Mittel zur Hand. Nach immerhin 16 Jahren auf unserem Planeten hauchte der weisse 1984er 2CV6 Spécial im Frühling 2000 sein Leben aus, als das Chassis im Stand (!) während einer längeren Stillegung kollabiert war. Das Auto existiert zwar noch als Fahrzeugausweis und Herstellerplakette in einer Schublade in meiner Werkstatt. Den Motor mit Getriebe, die Anbauteile, Sitze und die Achsen habe ich zur Seite gelegt, den Rest damals aber in handliche Stücke geschnitten und mit einem kleinen Anhänger zu Gotthard Schnyder, einem Alteisenhändler in Emmenbrücke LU gebracht und dort eigenhändig auf eine riesige Halde geworfen – Stück für Stück und von Hand.





















