Die Ästhetik der Schraube
01.12.2021
Schaut man sich in einem modernen Auto um, fragt man sich bisweilen: Wie hält das Ding eigentlich zusammen? Nirgendwo sind Schrauben oder Muttern sichtbar. Und trotzdem bleibt alles irgendwie an einem Stück – weil die Verbindungsstellen alle hübsch unter Plastikkappen verborgen liegen. Vielleicht dient es dem Insassenschutz, denn einen optischen Mehrwert hat das Verstecken der Schraubenköpfe sicher nicht. Erst recht nicht, wenn die Kappe bereits einmal entfernt wurde und sich jetzt mit vom Schraubendreher deformierter Kante präsentiert.
In den Sechzigern ging man mit den metallischen Verbindern noch anders um, akzeptierte ihre technische Notwendigkeit und nutzte die glänzenden Metallpünktchen sogar hin und wieder als Gestaltungselement. Nicht weniger als 30 sichtbare Schraubenkopfe präsentieren sich auf der nach amerikanischem Vorbild unten angeschlagenen Heckklappe eines Renault 4 Super. Sie verleihen der innen grossflächig mit Holz vertäfelten Tür eine besondere Ästhetik irgendwo zwischen Luxusyacht und Eiffelturm.
Beim Sparmodell Renault 3 war es dagegen wohl schlicht der Pragmatismus der Kostenreduktion, der die Erbauer zur Schraubenbefestigung greifen liess. Leider haben sie zumindest am Foto-Auto eine Chance der Doppelnutzung vertan: Um 90 Grad gedreht, könnte der Schlitz im Schraubenkopf nämlich auch als Querbalken im "A" von "Renault" dienen.