Höhere Mathematik – Das Assoziativgesetz der Zündfolge
08.12.2021
Können Sie bis sechs zählen? Blöde Frage, werden Sie jetzt denken, schliesslich konnte das sogar Gauner Cheyenne im Western-Klassiker "Spiel mir das Lied vom Tod". Trotzdem ist die Aufgabe nicht so leicht, wie sie zunächst scheint – zumindest unter der Motorhaube.
Die Zylinder eines Verbrennungsmotors sind für gewöhnlich durchnummeriert. Auch damit jedes Zündkabel seine Kerze findet. Man beginnt an der der Kraftabgabe gegenüberliegenden Seite (bei Längsmotoren umgangssprachlich auch "vorne" genannt) und zählt dann nach hinten bis zur Schwungscheibe durch. Bei Reihenmotoren liefert diese Methode in der Regel ein eindeutiges Ergebnis. Aber bereits bei V-Triebwerken wird die Sache ein wenig kompliziert. Denn zu schön wäre es, gäbe es bei zwei möglichen Lösungen nur eine, die sich durchgesetzt hat.
In Europa hat sich etabliert, jede Zylinderbank wie einen eigenen kleinen Reihenmotor zu behandeln: erst wird die linke, dann die rechte durchgezählt. Am Beispiel eines V6 bedeutet dies: links die Zylinder 1, 2 und 3; rechts die Zylinder 4, 5 und 6.
In Japan und den USA hingegen ist es üblich, die Zylinder nach der Position ihres Pleuels auf der Kurbelwelle zu zählen und das V als einen aufgefächerten Reihenmotor anzusehen: links und rechts immer im Wechsel. Ein V6 hätte dann links die Zylinder 1, 3 und 5, und rechts 2, 4 und 6.
Daraus ergibt sich das Kuriosum, dass ein amerikanischer V6 mit der Zündfolge 1-2-3-4-5-6 und ein europäischer V6 mit der Zündfolge 1-4-2-5-3-6 rein räumlich gesehen im selben Muster feuern, obwohl es sich auf dem Papier völlig anders liest. Ein Ami-Motor in einem deutschen Auto macht die Verwirrung dann perfekt. Natürlich weiss man sowas, wenn man die Zündkabel an seinem Opel Omega wechselt, und wundert sich danach nicht tagelang, warum der Koffer nur auf zwei Pötten läuft.
Selbstverständlich bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel: obwohl aus Amerika, zählt die Ford Motor Company ihre Zylinder nach dem europäischen System.