Segen und Schrecken des eigenen Motors
15.11.2018
Ein Ferrari ohne einen Ferrari-Motor ist kaum denkbar, ähnlich sieht es bei Maserati oder Jaguar aus. Aber schon von Anfang an erkannten Autohersteller die hohe Komplexität, die in der Entwicklung eigener Motoren steckt, und suchten deshalb andere Wege, um ihren Wagen anzutreiben. Meist kauften sie dann den Motor ein und versteckten diese Tatsache mehr oder weniger gut.
Trotzdem war der selbst konstruierte Motor immer schon das Tüpfelchen auf dem i, und so begann beispielsweise auch TVR in den Neunzigerjahren damit, eigene V- und R6-Motoren zu bauen. Facel Vega hatte sich für den kleinen Facellia ebenfalls in dieses aufwändige Vorhaben gestürzt und ging daran praktisch zugrunde.
Andere Hersteller, von denen man eigentlich hausgemachte Motoren hätte erwarten können, verzichteten auf Eigenentwicklungen und arbeiteten mit fremden Firmen zusammen. McLaren etwa verbaute BMW-12-Motoren im F1, Pagani nutzte/nutzt Aggregate von AMG-Mercedes. Bei Aston Martin wechselte die Motorenquelle immer wieder aber nach den Reihen-Sechszylindern der Sechzigerjahre und den V8-Motoren, die bis in die Neunzigerjahre verbaut wurden, kamen auch Aggregate von Jaguar oder zusammengesteckte Motoren von Ford zum Einsatz, heute besteht eine Motorenkooperation mit AMG-Mercedes. De Tomaso baute nie eigene Motoren in seine Sportwagen, Iso Rivolta oder Monteverdi genauso wenig, die italienische Sportwagenschmieden ASA und ATS, aber auch Serenissima und Bugatti (EB110) allerdings schon.
Und hat der eigene Motoren auch eine positive Auswirkung auf die Wertschätzung, die ein Wagen 20, 30 oder 50 Jahre geniesst? Nicht unbedingt! Der McLaren F1 jedenfalls hat unter dem “fremden” Motor nicht gelitten, wenn man die Preise anschaut, die an Auktionen aufgerufen werden. Ähnliches lässt sich von Iso Rivolta oder De Tomaso sagen. Bei TVR sind die Autos mit eigenen Motoren kaum mehr wert als diejenigen, die von Rover-, MG- oder Ford-Aggregaten befeuert werden. Bei Facel Vega werden oft für Facellias mit Volvo-Motoren sogar mehr bezahlt.
So richtig auszuzahlen scheinen sich die eigenen Motoren also weder kurz- noch langfristig. Ausnahmen bestätigen die Regel...