Am 7. Januar 2018 verstarb Gerhard Schröder. Der Namensvetter des deutschen Ex-Bundeskanzlers gehörte als Konstrukteur zwar nicht zur medienbekannten Prominenz der automobilen Welt. Aber sein Wirken war umso bedeutsamer.
Nach dem Zweiten Weltkrieg besucht Gerhard Schröder, geboren am 21. März 1925 im südniedersächsischen Markoldendorf, die hoch angesehene Hamburger Wagenbauschule. Bereits während dieses Studiums befasst er sich intensiv mit der Verbesserung von Falt- und Klappmechanismen für Cabriolet-Verdecke.
Im April 1950 heuert er bei der Firma „Carrosserie Worblaufen, F. Ramseier & Co“ nahe Bern an. Der berühmte Schweizer Spezialist für offene Aufbauten ist für ihn die ideale Adresse, um in diesem Metier zur gefragten Kapazität heranzureifen.
Im Januar 1952 bereits zieht es Gerhard Schröder zum Karosseriebaubetrieb Karl Deutsch nach Köln-Braunsfeld, wo er an verschiedenen Verdeckkonstruktionen für Ford-Cabriolets arbeitet.
Schon ein halbes Jahr später folgte die nächste Station, und damit ein weiterer wichtiger Karriereschritt: Gerhard Schröder geht zu Karmann nach Osnabrück, um dort zunächst die Großserienversion des Verdeckgestänges für das Volkswagen-Cabriolet zu entwickeln. Mit dem Serienanlauf des VW Karmann-Ghia beginnt seine nächste große Aufgabe: die Realisierung einer offenen Version des eleganten Volkswagen-Coupés. Sie geht im Herbst 1957 mit dem VW Karmann-Ghia Cabriolet in Produktion. Doch zu diesem Zeitpunkt arbeitet Gerhard Schröder schon für das Unternehmen, dem er bis zu seiner Pensionierung treu bleiben soll. (Schröder rechts im Bild)
Es ist die Dr. Ing. h.c. F. Porsche KG in Stuttgart-Zuffenhausen. Hier durchläuft der Karosseriekonstrukteur verschiedene Stationen, zur Entwicklung von Faltverdecken gesellen sich weitere Tätigkeiten, zunehmend in verantwortlicher Position.
Da es bei Porsche noch mehrere Jahre bis zur Eröffnung einer eigenen professionellen Designabteilung dauern soll, gehören zu Gerhard Schröders Aufgaben auch Entwurf und Gestaltung ganzer Aufbauten. Anfang der Sechzigerjahre erschafft er gemeinsam mit dem Modellbauer Heinrich Klie die Form des Typs 901, der als Porsche 911 zum berühmtesten Sportwagens weltweit avanciert – ein Werk, für das Ferdinand Alexander „Butzi“ Porsche als Leiter des offiziell „Modellabteilung“ genannten Styling-Ressorts den Lorbeer einheimst.
Auch bei der Genese des Porsche Carrera GTS, der werksintern als Typ 904 rangiert, wirkt das Duo Klie/Schröder in Schlüsselrollen; ersterer einmal mehr als Formgestalter, letzterer mit der Durchsetzung der Kunststoffkarosserie – ein Novum für Porsche.
(Bild: Heinrich Klie)
Dank der Erfolge des 904 wird Gerhard Schröder zum Leiter einer Arbeitsgruppe, die für die Karosseriegestaltung und -konstruktion der Porsche-Rennsportwagen verantwortlich zeichnet.
Aus dieser Tätigkeit rekrutieren die Typen 910, 907, 908 und 917, die Porsche zur erfolgreichsten Marke bei Langsteckenrennen reifen lassen.
Eugen Kolb (81), der unter Gerhard Schröder die Silhouetten dieser legendären Boliden schuf, lobt seinen früheren Chef noch heute als Teamplayer unter den Vorgesetzten, der seinen Mitarbeitern stets freie Hand ließ und keinerlei Problem damit hatte, Verantwortungen zu delegieren.
In den frühen Siebzigerjahren wechselt Gerhard Schröder in den Karosserierohbau, später zieht er in die Abteilung Forschung. Im Spätsommer 1984 erfolgt seine frühzeitige Pensionierung. Porsches bedeutender Konstrukteur, der außerhalb des Sportwagenherstellers vor allem dank seiner Bescheidenheit kaum bekannt war, ist nun im Alter von 92 Jahren in Nürnberg verstorben.
Doch das Wirken dieses liebenswerten Mannes bleibt unvergessen. Mit der Karosserieform jedes klassischen Porsche 911 Coupé, der an uns vorüberfährt – und mit jedem Targa-Dach, das zusammengefaltet im Kofferraum verschwindet: Auch diese Idee, geboren anno 1965, entstammte dem kreativen Geist des Gerhard Schröder.
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