Es lebe die Qual der Wahl
15.09.2016
Stellen Sie sich vor, Sie haben sich eine knapp fünfstellige Summe zusammengespart und wollen sich nun endlich einen Klassiker kaufen. Sie fahren zu einem bekannte Händler und betrachten sich die Autos, die zum Budget passen, haben aber ansonsten noch keine eindeutigen Präferenzen.
Überraschend ist, wie verschieden Autos für dasselbe Geld sein können. Dies sei an zwei Beispielen gezeigt. Für rund 10’000 Euro kann man sich einen der sympathischsten Oldtimer überhaupt, den Fiat 500 kaufen.
Der blaue 500 L mit Jahrgang 1969 leistet 18 PS und bietet vier kompromissbereiten Personen Platz, die bereit sind, ihr Gepäck, so vorhanden, auf dem Schoss zu tragen. Der luftgekühlte Zweizylinder im Heck treibt die Hinterräder an und erlaubt ein gemütliches Mitschwimmen im Verkehr. Beim Schalten liebt der kleine Fiat Zwischengas und Zwischenkuppeln, sollen keine unliebsamen Geräusche aus dem Getriebe erklingen.
Das serienmässige Faltdach aber macht aus dem Winzling (Länge 2,97 Meter, Breite 1,32 Meter) fast ein Cabriolet.
Ein paar Schritte weiter steht, für dasselbe Geld wie der Fiat, ein schwarzer Porsche Boxster, der glatte 30 Jahre jünger und jetzt gerade auf dem Sprung zum Youngtimer ist. Auch er hat Heckantrieb, der Motor sitzt aber vor der Hinterachse. Und statt 18 PS leistet er imposante 204 PS. Platz hat er ausschliesslich für zwei Personen, dafür dürfen die auch noch Gepäck mitnehmen und sich komplett am Sonnenschein erfreuen, denn der Boxster ist natürlich ein Cabriolet, noch dazu eines mit elektrisch öffnendem Dach. Sympathiepunkte beim Publikum erhält man allerdings deutlich weniger als mit dem Fiat.
Der kleine Italiener hat schon eine eindrückliche Wertsteigerung hinter sich, denn aus den einst knapp 3000 DM, die ein Fiat 500 bei seiner Lancierung kostete, ist inzwischen der bereits genannte fünfstellige Betrag geworden, während der Boxster an der Talsohle knabbert, die einst bezahlten 76’500 DM wurden deutlich reduziert. Ob er in den nächsten Jahren an Wert nachhaltig zulegen kann, ist bisher noch Spekulation.
Spass beim Fahren machen sie beide, aber auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Im Fiat wird jede auch noch so kurze Fahrt zum Erlebnis, die Wahl des richtigen Gangs beim Aufstieg zur Herausforderung. In der Stadt wuselt man sich flink durch den Verkehr, auf der Autobahn verhungert man.
Der Porsche ist ein Auto der heutigen Zeit, pfeilschnell kann man damit eine Passstrasse hochkurven, auf der Autobahn gehört man noch immer zu den Schnelleren. Oldtimer-Feeling kommt im offenen Boxster aber kaum auf, dazu ist er auch innen zu modern.
Die Wahl hat der Käufer, Freude bereiten können sowohl der niedliche Fiat als auch der schnelle Porsche, aber auf sehr unterschiedliche Art. Vielleicht sollte man sie sich einfach beide in die Garage stellen?
Mehr lesen können Zwischengas-Leser über beide Autos in den nächsten Wochen.