Der Tod im F1-Rennsport und die öffentlich bekundete Anteilnahme
31.07.2015
Am Dienstag, dem 21. Juli 2015, nur wenige Tage vor dem Formel-1-Rennen in Ungarn, wurde der am 5. Oktober 2014 beim Grand Prix von Japan schwer verunglückte Franzose Jules Bianchi in Nizza zu Grabe getragen.
Ganze neun Monate lag er mit schwersten Kopfverletzungen im Koma bis am 17. Juli für ihn und seine Familie endlich die Erlösung kam.
Ein Unfall, wie man ihn sich vorher nicht hätte ausdenken können, beendete die noch junge Karriere des Franzosen. Rund 20 Jahre nach Ayrton Senna und Roland Ratzenberger musste ein weiterer Formel-1-Pilot mit seinem Leben bezahlen. Damit steigt die Zahl derer, die bei ihrer Leidenschaft ihr Leben verloren, auf 33.
Die Anteilnahme aller Beteiligten war noch nie vorher so gross wie jetzt in Ungarn bei Bianchi. Sämtliche Autos inclusive der GP2 und GP3 zierte eine Aufschrift wie "Ciao Jules", "Jules nei nostri cuori", "JB17" usw.
Alle Helme der F1-Piloten waren mit einer Aufschrift versehen. Die meisten Kollegen waren auch in Nizza bei der Trauerfeier anwesend. Die Anteilnahme war gross, sehr gross.
Dem war früher nicht so. Selbst beim brasilianischen Ausnahmetalent Ayrton Senna wurde 1994 einzig bei Williams der Name nach dem Unfall sichtbar am Auto verewigt, dies allerdings bis heute. An einigen Rennstrecken erinnern bis heute Büsten des Brasilianers an dessen unbestrittene Fahrkünste
In Montreal wird der 1982 in Zolder tödlich verunglückte kanadische Ferrari-Pilot Gilles Villeneuve bis heute gegrüsst. Die Aufschrift "Salut Gilles" erinnert jährlich an den sympathischen, aber verrückten Draufgänger.
Da es früher wesentlich mehr tödliche Unfälle gab, wurde der Tod von den Kollegen lieber verdrängt. Nur die engsten Freunde des Verunglückten trafen sich an den Gräbern, aber zwei Wochen später wurde ohne jeglichen Trauerflor ins nächste Abenteuer gestartet.
Noch immer wird der Motorsport als extrem gefährlich abgestempelt. Aber die Sicherheit hat sich derartig verbessert, dass über 20 Jahre trotz einiger spektakulären Unfälle (man erinnere sich nur an jenen von Robert Kubica in Kanada) kein Fahrer tödlich verunglückte oder eine bleibende Behinderung davonzog. Felipe Massa war der Einzige, der knapp einer Katastrophe entkam, als ihm eine verlorene Schraube von Baricchellos Auto durch das Helmvisier oberhalb des rechten Auges eindrang.
Jules Bianchi`s Unfall war von ihm selbst nicht ganz unverschuldet, da er unter diesen Umständen und gelber Flagge wohl zu schnell unterwegs war. Dass er aber ausgerechnet in den Kranwagen einschlagen musste, war riesengrosses Pech. Jo Siffert pflegte immer zu sagen: “Jeder Mensch wird mit einem Scheckheft geboren. Bei jedem Unfall wird davon ein Scheck aus dem Heft gerissen. Keiner weiss wie viele Schecks er hat und daher auch nich,t wann er seinen Letzten verliert.”
Bianchi verlor ihn am 5. Oktober 2014 in Suzuka, mit gerade einmal 25 Jahren.
Die in der Formel 1 tödlich verunfallten Piloten
Pilot | Marke/Team | Jahr | Ort/Strecke | Kommentar |
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Onofre Marimon | Maserati | 1954 | Nürburgring | im Training |
Eugenio Castellotti | Ferrari | 1957 | Modena | bei Testfahrten |
Luigi Musso | Ferrari | 1958 | Reims | |
Peter Collins | Ferrari | 1958 | Nürburgring | |
Stuart Lewis-Evans | Vanwall | 1958 | Ain Diab | |
Harry Schell | Cooper | 1960 | Sil verstone | |
Chris Bristow | Cooper | 1960 | Spa | |
Alan Stacey | Lotus | 1960 | Spa | |
Ciulio Cabianca | Cooper | 1961 | Modena | bei Testfahrten |
Wolfgang Graf Berghe von Trips | Ferrari | 1961 | Monza | |
Ricardo Rodriguez | Lotus | 1962 | Mexico | |
Carel Godin de Beaufort | Porsche | 1964 | Nürburgring | im Training |
John Taylor | Brabham | 1966 | Nürburgring | |
Lorenzo Bandini | Ferrari | 1967 | Monte Carlo | |
Bob Anderson | Brabham | 1967 | Sil vers tone | bei Testfahrten |
Jo Schlesser | Honda | 1968 | Rouen | |
Piers Courage | De Tomaso | 1970 | Zandvoort | |
Jochen Rindt | Lotus | 1970 | Monza | im Training |
Jo Siffert | BRM | 1971 | Brands Hatch | |
Roger Williamson | March | 1973 | Zandvoort | |
François Cevert | Tyrrell | 1973 | Watkins Glen | im Training |
Peter Revson | Shadow | 1974 | Kyalami | bei Testfahrten |
Helmut Koinigg | Surtees | 1974 | Watkins Glen | |
Mark Donohue | Penske | 1975 | Zeltweg | Warm-Up |
Tom Pryce | Shadow | 1977 | Kyalami | |
Ronnie Peterson | Lotus | 1978 | Monza | |
Patrick Depailler | Alfa Romeo | 1980 | Hockenheim | bei Testfahrten |
Gilles Villeneuve | Ferrari | 1982 | Zolder | im Training |
Riccardo Paletti | Osella | 1982 | Montreal | |
Elio de Angelis | Brabham | 1986 | Le Castellet | bei Testfahrten |
Roland Ratzenberger | Simtek | 1994 | Imola | im Training |
Ayrton Senna | Williams | 1994 | Imola | |
Jules Bianchi | Marussia | 2014 | Suzuka |