Kaum haben wir uns daran gewöhnt, dass Ferraris Dino 246 GT hohe Preise an Versteigerungen erzielt, die, sechsstellig, mit einer Zwei oder gar Drei beginnen, da überrascht ein Fiat Dino 2400 Spider (Jahrgang 1971) an der Artcurial-Versteigerung anlässlich der Le Mans Classic am 5. Juli 2014 mit einem Verkaufspreis von Euro 139’500, respektive CHF 170’190. Vor rund drei Jahren wäre dies noch ein gutes Ergebnis für den Dino 246 GT gewesen, während damals die Fiat-Variante mit dem gleichen Motor deutlich unterhalb der Hunderttausendergrenze figurierte. An derselben Versteigerung veräusserte Artcurial auch einen Dino 246 GT von 1972 für Euro 255’200 oder CHF 311’344.
Dabei ist es eigentlich gar nicht so klar, dass der Fiat weniger wert sein soll als sein Bruder aus dem Haus von Enzo Ferrari. Der Fiat Dino 2400 Spider wurde nämlich nur 420 Mal gebaut, ist im Vergleich zum Dino 246 GT also wesentlich rarer. Sein Design stammt genauso von Pininfarina wie das des Mittelmotorsportwagens aus Maranello. Der Motor sitzt allerdings vorne, mit angeflanschtem Getriebe.
Wer die beiden Fahrzeuge vom Lenkrad aus vergleicht, verspürt erhebliche Unterschiede. Wenn der Motor wirklich die Seele eines Autos ist, dann bestimmen in diesem Falle offensichtlich die anderen Teile des Fahrzeuge die Fahrerfahrung wesentlich mit. Der Fiat ist eher ein Reise- und Genussfahrzeug, weniger ein Kurvenräuber. Bereits die Sitzposition, aber vor allem natürlich die betörende Offenheit machen ihn eher zum Cruiser als zum Rennwagen. Der Dino 246 GT auf der anderen Seite wurde nicht ohne Grund oft mit einem Go Kart verglichen. Er ist, selbst heute, also bald 50 Jahre nach seiner Lancierung, unglaublich handlich und agil. Mit ihm mag man gar nicht bummeln, er er erregt den Rennfahrer im Alltagsautomobilist.
Und wieso ist nun der Dino von Ferrari immer noch doppelt so viel wert wie sein unehelicher Bruder aus Turin? In die heutige Welt passt der Fiat eigentlich mindestens so gut wie der Ferrari, der diesen Namen allerdings nie trug, weil dem “Commendatore” nur Zwölfzylinder gut genug waren für sein springendes Pferd. Dieser Makel konnten aber Sammler und Investoren offensichtlich nicht davon abhalten, immer wieder an der Preisschraube zu drehen und so manche Maranello-Konstruktion mit acht und zwölf Zylinder hinter sich zu lassen. Und von diesem Preisanstieg profitiert nun auch der Fiat Dino Spider, der im Windschatten fröhlich mitsegelt.
Wer weniger auslegen will, findet aber nachwievor im Fiat Dino Coupé, das Bertone gezeichnet hat, eine deutlich günstigere Alternative, die sich antriebsseitig nicht von der offenen Schwester unterscheidet.
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