Zeitkapsel für alte Autos - mobiles Kulturgut im Militärstollen
Die EU will den Verbrennungsmotor per 2035 für Neuwagen verbieten, die eFuel-Ausnahme wird daran wohl wenig ändern. Der Anteil an Elektrofahrzeugen steigt stetig und mehr und mehr verdrängen Städte den Individualverkehr in die Peripherie. All dies geht auch am Oldtimer und Youngtimer nicht spurlos vorbei. Staus, generell viel Verkehr, immer schnellere eBikes, immer empfindlicher auf Geräusche und Abgase reagierende Passanten sowie Tempo-30-km/h-Zonen bei gleichzeitig hoher Überwachungsdichte machen die Fahrt im alten Auto manchmal weniger erfreulich als sie doch sein sollte. Oftmals bleibt der Klassiker deshalb häufiger stehen als gut für ihn wäre. Mancher Besitzer erwägt den Verkauf, doch lassen sich viele ältere Autos nicht so einfach veräussern, wenn es sich nicht gerade um gesuchte Preziosen handelt.
Weil aber alle alten Autos “mobile Kulturgüter” sind, sollte auch ein Datsun Bluebird, ein Ford Scorpio oder Chrysler Neo der Nachwelt erhalten bleiben.
Eine neue Stiftung unter dem einprägsamen Namen “Kulturgüter-Stollen” hat sich dieses Problems angenommen. Eine ehemalige Kaverne der Schweizer Armee im Alpenmassiv konnte langfristig gemietet werden und bietet nun Platz für Tausende von Klassikern, die der Nachwelt erhalten bleiben sollen. Man will im Kulturgutstollen keine Alternative zu den bereits breit verfügbaren Oldtimerhotels sein, sondern die Langzeitlagerung von typischerweise heute weniger wertvollen, aber geschichtlich umso wichtigeren Autos zu ermöglichen.
Weil die Stiftung finanziell gut dotiert ist, sind die Kosten für die Autobesitzer vergleichsweise gering. Dafür müssen sie aber auch Eigenleistungen erbringen. Fahrzeuge werden nur gereinigt und für die längerfristige Lagerung vorbereitet akzeptiert. Wie dies aussehen soll, erklärt die Stiftung Kulturgüter-Stollen auf ihrer Website . Pro Jahr müssen für ein Auto bis fünf Meter Länge nur CHF 190 bezahlt werden. Will der Besitzer sein Auto nach frühestens zehn Jahren zurückhaben, muss er dies ein Jahr vorher spätestens anmelden. Damit soll sichergestellt werden, dass im Stollen kein Kommen und Gehen herrscht. Es geht der Stiftung primär um langfristigen Kulturgut-Erhalt. Dafür stellt sie auch sicher, dass die Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch und die Temperatur lagertauglich ist.
Man stelle sich einmal die gut gefüllte Kaverne mit einstigen Brot-und-Butter-Autos vom Alfa Romeo Arna bis zum Zagato Zele, mit Vorkriegs-Limousinen und Nachkriegs-Alltagswagen vor. Damit die Lagerstätte nicht zum Wallfahrtsort von Möchtegern-Youtubern und Instagram-Influencern wird, bleibt die Adresse geheim und wird den Besitzern der zu lagernden Autos erst nach Vertragsabschluss mitgeteilt. Wirkt stimmig und es muss gesagt sein, dass diese Stiftung eine wirklich gute Idee ist und das Leben manches Klassikers retten könnte, der sonst vielleicht dem Tod gewidmet wäre.
Die Website der Stiftung Kulturgüter-Stollen erklärt natürlich noch weitere Details.