Blech und Spiele – Autoball in den Siebzigern
Nicht Stefan Raab hat das schwer kontrollierbare Gebolze mit der Motorhaube erfunden. Schon im Frühjahr 1978 trat auf dem Parkplatz des Neckarstadions Stuttgart eine deutsche "Nationalmannschaft" gegen eine Equipe aus der Schweiz an, um sich im blechbasierten Bälleschubsen zu messen. Jedes Team bestand aus fünf Spielern samt Spielgerät – einem alten VW-Käfer, der lediglich mit Hosenträgergurten, härteren Stossdämpfern, einem Kuhfänger und ein paar alten Reifen als Seitenaufprallschutz auf den neuen Einsatzzweck abgestimmt wurde.
Initiator des Spektakels und Mannschaftskapitän der Deutschen war Paul Wittmann, der die Idee aus den USA hatte, wo angeblich schon seit 1965 Autoballspiele ausgetragen wurden. Doch damit liegt der "Ex-Hochseilartist, Ex-Schausteller und Ex-Hell-Driver" um gut 30 Jahre und bis zu 9500 Kilometer daneben. Denn das erste überlieferte Autoballspiel der Geschichte fand 1933 in Karlruhe statt. Als Eins-gegen-Eins (Mercedes-Benz gegen Opel) war es quasi eine modernisierte Version des Pistolenduells.
Der erhoffte Durchbruch gelang Wittmann indes noch nicht. Es brauchte noch 29 Jahre, die Einführung des Privatfernsehens und einen gelernten Metzger, bis Autoball zu halbwegs passabler Popularität kam. Die Erfindung des Airbags dürfte dabei auch nicht geschadet haben. So schrieb auto motor und sport über das Länderspiel in den Siebzigern: "Beim Auto-Fußball sind Knochenbrüche, Prellungen und Schnittwunden fester Bestandteil des Spektakels." Und das bezog sich nicht auf die Autos...